UN Antibiotika-Strategie

Die Weltgesundheits-Orgnisation (WHO) hat am Dienstag nach Pfingsten ihren globalen Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenzen verabschiedet. Die UN Organisation nennt die stark anwachsenden Resistenzen von Bakterien gegen Medikamente eine ernst zu nehmende Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Rund 700.000 Menschen sterben jährlich weltweit nach Angaben der Organisation an den Folgen resistenter Keime. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Gleichzeitig werden kaum neue Arzneimittel entwickelt. Die WHO warnt vor einem „post-antibiotischen“ Zeitalter.

Die Ziele des Aktionsplans sind die Vermeidung von Krankheiten ohne den Einsatz von Antibiotika, die korrekte Anwendung von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin, mehr Überwachung und Forschung sowie Aufklärung der Öffentlichkeit, Ärzte, Veterinäre und Landwirte. Denn Antibiotika werden oft falsch und viel zu häufig angewendet.

In vielen Ländern verschärft die Gabe von Antibiotika als Wachstumsförderer und rein prophylaktische Maßnahme in der Tierhaltung die Lage noch. Beides ist in Deutschland verboten, dennoch bekommen hierzulande die Tiere mehrmals in ihrem kurzen Leben Antibiotika verabreicht. Besonders gefährlich sind die ganz großen Tierhaltungsanlagen: wenn ein Tier im Stall erkrankt, bekommen gleich alle die Arznei. So werden einem Schwein im Schnitt 3,4 Mal im Leben Antibiotika verabreicht, neun von zehn Puten sind in ihrem wenige Monate kurzen Leben betroffen. Massentierhaltung macht krank – ohne Antibiotika würden viele Tiere gar nicht bis zur Schlachtung überleben.

Heute entstehen in Krankenhäusern und Ställen immer neue resistente Keime. Eigentlich gut behandelbare Krankheiten wie eine Lungenentzündung oder ein entzündeter Blinddarm enden dann tödlich – wie vor hundert Jahren, als Antibiotika noch nicht zur Verfügung standen.

Die WHO warnt, dass insbesondere in den Ländern mit den niedrigsten Einkommen die Datenlage schwach ist und in etlichen Staaten die Werbungs-Ausgaben der Pharmaindustrie die Aufklärungsbudgets der Regierungen übersteigen. Sie ruft nun alle Staaten dazu auf, eigene nationale Aktionspläne zu entwickeln. Dazu gehört die Etablierung eines Überwachungssystems der Resistenzen, konsequente Regulierungen zur Verschreibung, Vergabe und Zulassung von Antibiotika, und sowohl Gesetze als auch ökonomische Anreize für einen reduzierten Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft.

Jetzt ist die Politik gefragt. Angela Merkel hat Antibiotikaresistenzen zum Schwerpunktthema des G7-Gipfels am 7. und 8. Juni gemacht. Die Zeit ist reif, die Weichen für eine zukunftsfähige Tierhaltung zu stellen – und das geht nur ohne Tierfabriken.

 

© Bild: Centers for Disease Control and Prevention’s Public Health Image Library /CC

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Leonie Dorn

Vergisst beim Anblick von Klatschmohn all ihre Sorgen und trauert Jon Stewart immer noch nach.

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