Astrid Goltz

21. März 2018 Kommentare sind deaktiviert Astrid Goltz
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Monsanto heißt bald Bayer – EU-Kommission genehmigt Mega-Fusion

Die EU-Wettbewerbskommissarin hat heute für die Mega-Fusion von Bayer und Monsanto grünes Licht gegeben. Ein schwarzer Tag für Bäuerinnen und Verbraucher, denn auf dem Weg zum weltweit größten Saatgut- und Pestizidhersteller steht Bayer-Monsanto nun wenig im Wege. Die Entscheidung der EU wird die Wettbewerbsbehörden in den USA ebenso beeinflussen wie in Schwellenländern wie China und Indien. Dort steht eine Genehmigung für den Mega-Deal noch aus.

Hier ist die Pressemitteilung von Aktion Agrar im Bündnis „Konzernmacht beschränken“ mit 27 weiteren Organisationen.
Hier geht’s zur Pressemitteilung der EU-Kommission

In der heutigen Pressekonferenz erklärte EU-Kommissarin Margrethe Vestager, dass Bayer Geschäftsanteile in Höhe von sechs Milliarden Euro verkaufen müsse. Das meiste geht wohl an BASF, so dass die Macht der weltweit größten Chemie- und Saatgutkonzerne ungebrochen bleibt. Das Menschenrecht auf Nahrung und die Ernährungssouveränität ist dadurch besonders im globalen Süden bedroht.

Eine schlimme Nachricht für alle, die seit bald zwei Jahren mit uns gegen diese Fusion kämpfen. Aber es ist nicht das Ende unseres Engagements für freies Saatgut und gegen die Übermacht der Konzerne. Wir sagen: jetzt erst recht! Unsere Bundesregierung kann viel tun: sie kann die Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof anfechten. Und sie kann erst einmal in Deutschland, dann auch in Europa das Wettbewerbsrecht verschärfen, um Mega-Fusionen in Zukunft zu verhindern. In den kommenden Wochen werden wir den neuen Wirtschaftsminister Peter Altmaier um ein Gespräch dazu bitten und ihm die Unterschriften unter unseren Appell gegen Konzernmacht überreichen. Hunderte von Statements gegen Konzernmacht projezieren wir an die Fassade des Wirtschaftsministeriums.

Unterzeichne jetzt gegen Konzernmacht

Im Bündnis „Konzernmacht begrenzen“ treten wir mit 27 anderen Organisationen dafür ein, dass die Bundesregierung das Wettbewerbsrecht verschärft und der Konzentration der Konzerne Grenzen setzt: sei es im Lebensmitteleinzelhandel, wo vier Konzerne 85 Prozent des Marktes unter sich aufteilen, im Online-Bereich mit Google, Amazon oder Facebook oder eben auf dem Saatgutmarkt. Das sind dicke Bretter zu bohren und verlangt einen langen Atem, aber im Bündnis und mit der Unterstützung vieler können wir es schaffen.

Engagiert euch für freies Saatgut und kauft konzernfrei ein – auch jede*r Einzelne kann etwas tun. Packen wir es gemeinsam an!

Bundeskartellamts-Chef hält Verbot der Bayer-Monsanto-Fusion für möglich

In einem Interview mit der Rheinischen Post begrüßt der Chef des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, die harte Prüfung der Bayer-Monsanto-Fusion durch die EU-Wettbewerbskommission: „Immerhin handelt es um zwei große Unternehmen auf einen sehr komplexen Markt, in dem es um sehr viele verschiedene Pflanzenschutzmittel und Saatgut-Angebote geht. Die Marktabgrenzung bei diesen Geschäften ist sehr schwierig. Da ist Sorgfalt wichtiger als Tempo.“ Noch könne die EU den Mega-Deal verhindern, sie sei „in ihrer Entscheidung frei“.

Die Anmeldung des Bayer-Konzerns war Ende Juni erfolgt. Die vertiefte Prüfung der EU sollte zuerst im Januar abgeschlossen sein. Inzwischen wurde die Frist auf Anfang März verschoben.

Mit Abspaltungen von Unternehmensteilen versucht Bayer die Wettbewerbshüter nun zu besänftigen. Wie gestern die New York Post berichtete, biete der Konzern US-Unternehmensteile zum Verkauf an, unter anderem einen Hersteller von Saatgut für Gemüse sowie einen Agrar-Softwarespezialisten. Im Herbst hatte schon BASF zugeschlagen und zugesagt, Teile des Saatgut- und Pestizidgeschäfts der Bayer-Konkurrenz mit einem Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro zu übernehmen. Bayer-Chef Baumann ist dabei, die 1,6 Milliarden Dollar Jahresumsatz, die er bei der Ankündigung zur Übernahme von Monsanto zu verkaufen bereit war, weit zu überschreiten. Mögliche weitere Auflagen zur Abspaltung von Unternehmensteilen durch die weltweit 30 zuständigen Wettbewerbsbehörden könnten dazu führen, dass die Übernahme von Monsanto durch Bayer am Ende doch noch platzt, weil die Kosten für den Chemiegiganten zu hoch werden.

Für Aktion Agrar steht das Thema Konzernmacht auch aktuell im Mittelpunkt. Zusammen mit 20 anderen Organisationen laden wir zur Pressekonferenz am kommenden Dienstag in Berlin, um unsere Forderungen – passend zum bevorstehenden 60 jährigen Jubiläum des Bundeskartellamtes – vorzustellen.

Rheinische Post (2. Januar): Interview mit Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts

Maganer-Magazin (4. Januar): Bayer stellt für Monsanto-Deal US-Geschäftsteile zum Verkauf

5. September 2017 Kommentare sind deaktiviert Astrid Goltz
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Fusion von Dow und DuPont abgeschlossen

Die erste der drei Megafusionen im Agrar- und Chemiebereich ist abgeschlossen: Für 130 Milliarden Dollar verleibt sich Dow den Konkurrenten ein und wird zu Dowdupont. Es ist die größte Fusion der Chemiebranche aller Zeiten. Dowdupont soll eine Dachgesellschaft (Holding) sein, die drei börsennotierte Unternehmen umfasst: die Sparten „Agriculture“, „Materials Science“ und „Specialty Products“. Dow steuert das Know-How zu Pestiziden und Agrarchemie bei, DuPont hatte bisher größere Umsätze beim Verkauf von (gentechnisch verändertem) Saatgut, vorwiegend Mais- und Sojasorten.

Die EU-Wettbewerbskommissarin Vestager hatte die Fusion nur unter Auflagen genehmigt, darunter der Verkauf eines Großteils von Dowduponts Pestizidsparte, da hier der Markt von zu wenigen Großkonzernen beherrscht würde. Marktbeobachter rechnen damit, dass BASF die Pestizidsparte aufkaufen könnte. Dadurch wäre der Markt allerdings weiterhin von den wenigen Großen beherrscht.

Was passiert, wenn Großkonzerne das Saatgut als Grundlage unserer Ernährung kontrollieren, zeigt dieses Beispiel aus Malawi. Dort schrieb offensichtlich ein ehemaliger Monsanto-Angestellter direkt an einem neuen Saatgutgesetz mit (Timothy A. Wise, Foodtank). Mit dem Ergebnis, dass den Bäuerinnen und Bauern verboten werden soll, ihr selbst gewonnenes Saatgut auf lokalen Märkten zu verkaufen. Das soll zukünftig nur noch Unternehmen (wie Monsanto) erlaubt sein, die von der Regierung zertifiziertes Saatgut anbieten. Da rund 80 Prozent des Saatguts in Malawi von Bäuerinnen und Bauern nachgebaut und gehandelt wird, ist das ein Angriff auf die Ernährungssouveränität. Es nimmt den finanziellen Ruin vieler Bäuerinnnen und Bauern ebenso in Kauf wie deren Abhängigkeit von einem Konzern, der auf Gentechnik und Pestizide setzt.

Ein so wichtiges Gut wie das Saatgut darf nicht von einer handvoll globeler Konzerne kontrolliert werden. Es gehört in die Hand der Bäuerinnen und Bauern und der lokalen Züchter. Damit unsere Landwirtschaft vielfältige und lokal angepasste Sorten hervorbringt, die ohne großen Pestizideinsatz auskommen. Damit die Böden, die Insekten und Bienen vor Ackergiften geschützt werden. Und damit die Landwirt*innen unter einer Auswahl preiswerter Sorten frei wählen können.

Schließt euch unserer Kampagne gegen die Fusion von Bayer und Monsanto an. Hier läuft die EU-Wettbewerbskontrolle noch bis Anfang Januar 2018. Zeit etwas zu ändern: Macht mit bei unserer Unterschriftensammlung und beteiligt euch an Aktionen im ganzen Land.

28. März 2017 Kommentare sind deaktiviert Astrid Goltz
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EU erlaubt Fusion von Dow und DuPont

Am Montag, den 27. März, hat die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in einer Pressekonferenz ihre Genehmigung der Fusion der Agrarkonzerne Dow Chemical und Du Pont bekannt gegeben. Der Deal über 130 Mrd US-Dollar ist Teil einer Fusionswelle, zu der auch die Übernahme des Gentechnikkonzerns Monsanto durch Bayer gehört. Wir sind seit letztem Sommer mit der Kampagne „Kampf den Giganten“ dagegen aktiv. Die Firmenübernahmen führen zu noch größerer Konzentration auf dem Saatgut- und Pestizidmarkt – wenn die Wettbewerbsbehörden und Kartellämter der betroffenen Länder dies nicht noch verhindern.

Dass die EU über den Megadeal jetzt entscheidet, ist ein schlechtes Zeichen. Mit 200 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus ganz Europa hatte Aktion Agrar in einem offenen Brief an die EU-Kommission gefordert, die möglichen Effekte aller drei Fusionen zusammen zu bewerten. Nun wird erwartet, dass die EU in den kommenden zwei Wochen ihre Entscheidung zur Fusion von ChemChina und Syngenta verkündet. Für das zweite Quartal erwarten wir, dass Bayer seine geplante Übernahme von Monsanto offiziell bei der EU zur Prüfung einreicht. Der Konzern hat den Termin der Anmeldung immer weiter nach hinten verschoben. Neben der EU müssen Wettbewerbsbehörden rund 30 betroffener Länder die Fusionen prüfen.

Soll das Saatgut – die Grundlage menschlicher Ernährung – in den Hände weniger profitorientierter Unternehmen ruhen? Die EU-Wettbewerbskommissarin sagte gestern im Fall Dow-Dupont dazu: ja, aber. Das „aber“ sind die Auflagen an Dow-DuPont, den Großteil des globalen Pestizidgeschäfts inklusive der Forschungs- und Entwicklungsabteilung abzuspalten. Dow-DuPont plant sich sowieso in drei Unternehmen zu spalten, von denen eines die Agrarsparte übernehmen wird.

Wir von Aktion Agrar fordern weiterhin dazu auf, unseren Appell an EU-Wettbewerbskommissarin Vestager für einen Stopp der Fusion von Bayer und Monsanto zu unterzeichnen. Wir werden ihn an die EU-Kommissarin übergeben. Mehr als die Entscheidung über diese oder jene Fusion brauchen wir jetzt eine Debatte über eine Verschärfung des Wettbewerbsrechts. Fast nie werden Megafusionen von den Kontrollbehörden verboten, zu lasch sind die Auflagen für fusionierende Unternehmen. Und ist erst ein gefährliches Oligopol entstanden, fehlen die Möglichkeiten, die Megakonzerne wieder zu zerkleinern. Im Bündnis mit anderen Organisationen werden wir in den kommenden Monaten für dieses wichtige Thema streiten.