Karen Schewina

Gärtnert gerne urban und findet alles mit Sahne besser als ohne Sahne.

26. Oktober 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Challenge-Donnerstag: Stadt-Land.Markt

Wie stellt man selbst einen Bauernmarkt auf die Beine? Das erfahren wir heute…

1 Eingang zum Stadt-Land.Markt

Eingang zum Stadt-Land.Markt

2 Stände Stadt-Land.Markt

3 Annika Kutschera - Simons Wild & Geflügel

Annika Kutschera – Simons Wild & Geflügel

Da ich selbst Mitglied in dem Verein bin, der seit August 2018 den Bauernmarkt „Stadt-Land.Markt“ in der Bonner Altstadt organisiert, war von Anfang an klar, dass ich ihn auch im Rahmen der Supermarkt Challenge besuche und vorstelle. Vielleicht animiert es ja den einen oder anderen von euch, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Vorwegnehmen kann ich schonmal, dass die ganze Geschichte natürlich mit einigem ehrenamtlichen Aufwand verbunden ist. Wenn man dann aber auf dem „Marktplatz“ herumsteht und ein schönes Gespräch nach dem nächsten hat, viele nette Leute trifft und ganz nebenbei noch tolle Lebensmittel aus der Region einkaufen kann, hat es sich doch schon gelohnt, finde ich.

 

Einen Markt organisieren

Wie es dazu gekommen ist, dass wir einen Verein gegründet haben, um einen Bauernmarkt in der Bonner Altstadt zu organisieren, habe ich in einem Beitrag auf meinem Blog gepostet: https://melaniekirkmechtel.de/ernaehrung/unser-bauernmarkt-fuer-die-bonner-altstadt
Damit dieser Bericht nicht wieder so lang wird wie der von gestern über den Unverpacktladen Freikost Deinet, möchte ich diesen Part gerne aussparen. Neben meinem Blogbeitrag vermittelt auch ein Artikel vom General-Anzeiger Bonn einen guten Eindruck vom Markt, zumindest zum Status Quo im August. Mittlerweile haben sich einige Dinge geändert und einige Hürden werden zu überwinden sein. Aber im Großen und Ganzen entwickelt sich alles sehr positiv. Trotzdem sind wir froh, dass in der kommenden Woche Allerheiligen auf den Donnerstag fällt, an dem eigentlich Markttag wäre. Denn so haben wir eine kleine Verschnaufpause, die wir dazu nutzen können, um die nächsten erforderlichen Schritte zu planen.

 

Die nächsten Schritte

Noch mehr Werbung gehört zum Beispiel zu den Dingen, die wir uns vom Stadt.Land.Markt. e.V. vorgenommen haben. In unserem Viertel, der Bonner Altstadt, machen Neuigkeiten zwar schnell die Runde. Trotzdem merken wir alle immer wieder, dass viele Menschen immer noch nichts vom Bauernmarkt mitbekommen haben. Dadurch, dass er auf dem Vorplatz der Marienkirche stattfindet, der ein wenig zurückgesetzt zur Straße liegt, nimmt man ihn beim Vorbeifahren – trotz des Werbebanners am Gemeindezentrum – nicht unbedingt wahr. Daher war ich gestern auch in der Mission unterwegs, alle Stände zu fotografieren und die Erzeuger zu interviewen. Daraus möchten wir dann Erzeuger-Porträts erstellen, die wir unter anderem nach und nach auf Facebook posten wollen.

 


Hürden und Hindernisse

Momentan haben wir das Problem, dass unserem Bio-Bäcker die Backstube genommen wurde. Das tolle Brot von der Bäckerei Sonnenkorn aus Bonn-Lengsdorf, das wir Vereinsmitglieder in den ersten Wochen in Eigenregie verkauft haben, gibt es daher leider nicht mehr. Die Nachfrage ist aber hoch und so muss schnellstmöglich eine Lösung her. Einen Lichtstreifen am Horizont gibt es aber, denn heute hat sich ein Marktbesucher vorgestellt, der selbst Naturkost-Fachverkäufer ist und einen Demeter-Bäcker als Freund hat, der auch einige Ökomärkte beliefert. Wir sind gespannt, was sich daraus entwickelt!

Eine weitere Hürde wird sein, dass der Turm von Sankt Marien Anfang nächsten Jahres saniert wird. So wird der Vorplatz für den Markt nicht mehr zur Verfügung stehen. Zum Glück gibt es – nicht zuletzt, weil die Kirchengemeinde einige weitere Standorte in der Nähe hat – bereits Vorschläge für Alternativen, die wir in den nächsten Wochen prüfen müssen. Kleinere Dinge, wie zum Beispiel einen neuen Baustromverteiler zu organisieren, hören sich vielleicht banal an, sind aber auch Arbeit, die keiner bezahlt. Ein gehöriges Maß an Idealismus gehört daher dazu, wenn man so einen Markt organisiert.

 


Was ist so schön am Stadt-Land.Markt?

Da ich gestern sowieso die Interviews mit „unseren“ Erzeugern geführt habe und ich der Meinung bin, dass deren Antworten genau dafür stehen, was diesen Markt ausmacht, möchte ich ein paar O-Töne zur Frage „Was ist so schön am Stadt-Land.Markt?“ aufschreiben:

Es ist ein ganz besonderes Klima. Vor allem mit den Kollegen von den anderen Marktständen und so, so kollegial. Die Kunden sind freundlich und es ist so eine nette Mischung aus „bewusst kaufen“ und „Qualität und Demeter wollen“ aber doch auch kleine Mängel akzeptieren, weil es natürliche Ware ist. Es ist von den Kunden und den Kollegen her sehr angenehm.“, sagt Eva-Maria Weber vom Breuner Hof in Lindlar.

„Ich finde toll, dass es hier alles gibt. Eier, Fleisch, Obst, Gemüse. Theoretisch auch Brot – nur gerade ist das ja ein bisschen schwierig. Auch Kaffee, Wein und Pizza, wenn man was essen will, nicht nur einkaufen. Man kommt mit allen super klar. Mit Kollegen, aber auch mit den Kunden. Die sind total lieb und richtig happy. Die bedanken sich jede Woche dafür, dass wir kommen.“, sagt Andrea Palm vom BioBauerPalm in Bornheim.

„Ich finde es sehr familiär irgendwie. Es ist so ein kleiner, familiärer Markt. Und rege Kundschaft gibt es, auch junge Leute mit Familie – das findet man heute auf den Wochenmärkten sonst auch nicht mehr so. Und was mir auffällt: Es gibt immer wieder Leute, die sagen, sie sind das erste Mal hier. Und jetzt muss sich die feste Kundschaft herauskristallisieren, sodass das alles zum Tragen kommt. Aber ich habe hier den Eindruck, wir sind auf einem superguten Weg.“, so Lothar Seifen vom Bauernhof Seifen aus Schürdt im Westerwald.

„Beim Stadt-Land.Markt gefällt mir auf jeden Fall die Uhrzeit. Ich finde das ganz klasse mit dem Abendmarkt. Ich bin ja sonst vormittags unterwegs. Da merkt man ganz deutlich, dass es eine andere Kundschaft ist. Und vor allem: Die Leute hier kommen mit Zeit, im Vergleich zu morgens. Hier kommen die Paare gemeinsam und entscheiden, was es abends zu essen gibt. Ich finde es richtig schön, dass hier die Kinder rumtoben und -spielen und alles gemeinsam stattfindet. Das alles finde ich richtig schön. Ich komme hier unheimlich gerne hin.“ – Annika Kutschera von Wild & Geflügel Simons aus Euskirchen.

„Es gefällt uns ausnehmend gut hier. Diese ganze Atmosphäre. Und die Kinder können alle mitkommen, ohne dass sich die Eltern Gedanken machen müssen. Wir haben ja jetzt auch Enkel, da gucken wir ja auch wieder durch ne andere Röhre.“, sagt Christine Kupka vom Ziegenhof Rech in Schalkenbach (Ahrtal). Und ihr Mann Hans ergänzt „Diese ausgesprochen freundliche Kundschaft!“, bevor er lautstark von einer Stammkundin unterbrochen wird, die sich sichtlich freut, dass das Ehepaar Kupka diesmal wieder zusammen vor Ort ist.

Alle Erzeuger sind sich einig in dem Wunsch, dass sich der Markt langfristig etabliert. Und das sind wir vom Stadt.Land.Markt e.V. natürlich auch! Ein paar Eindrücke und Infos gibt es auch auf https://www.facebook.com/stadtlandmarkt/

Das Jahr der Alternativen
24. Oktober 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Supermarkt – Challenge: Kaffeerösterei Hans Hogrebe

Herrenespresso im Schaufenster der Rösterei Hogrebe, Kalk, April 2018

Die Kaffeerösterei zählt zu den ersten Eindrücken hier in Kalk. 2012, als noch überhaupt nicht abzusehen war, dass ich hier einmal wohnen und arbeiten würde. Bei einem Sonntagsspaziergang wagen wir uns damals in den wilden Osten und ich erinnere mich, dass ich überrascht war von der Hauptstraße, vom Kaufhof, von einer Kneipe bei der man Konserven der Gulaschsuppe aus der Puszta-Hütte am Neumarkt kaufen kann und eben von der alten Kaffeerösterei mit der kuriosen Auslage. Jetzt, sechs Jahre und drei Städte danach wohne ich um die Ecke, kaufe hier meine Fair Trade-Bio-Mischung und kann, wenn der Wind günstig steht, sogar schon an der Haustüre riechen, wenn gebrannt wird.
Am Mittwochnachmittag gehe ich wieder aus dem Haus, vorbei an den beiden Gaststätten, vor denen die ersten Senioren schon mit einem Kölsch vor sich in die Herbstsonne blinzeln, vorbei am Bücherschrank vor der Bäckerei und der immer gut besuchten Eisdiele. In der Kaffeerösterei wird gerade das Fenster neu dekoriert.

Ein wenig kahl sieht es aus und wird vermutlich schon bald für den Herbst oder Halloween hergerichtet. Die Verkäuferin unterhält sich mit einer Kundin und ich beschließe, vorher noch schnell bei der Bank Geld abzuheben. Auch vor dem Palmengrill stehen junge Männer draußen vor der Tür, rauchen eine Zigarette und machen verstohlen hinter dem Briefkasten ein Selfie. Fast so, als wäre Frühling.

Als ich zurückkomme, ist die Kundin immer noch da und ich bekomme noch den Schluss des Gesprächs mit, bei dem es um Gemüse geht. „Hier auf der Kalker Hauptstraße“, sagt die Verkäuferin, „da gibt es doch so viele Gemüsehändler mit solchen Auslagen.“ Ihre Hände zeigen die Breite des Angebots. „Da frage ich mich immer, wieviel da eigentlich weggeworfen wird.“ Das klingt ja schon nach Supermarkt-Challenge, denke ich mir und warte bis die Kundin ihren Stoffbeutel gepackt und den Laden verlassen hat.“

„Ich wollte mal fragen, ob Sie schon mit dem Chef sprechen konnten“, sage ich.
Die Verkäuferin guckt mich fragend an und es dauert einen Moment, bis sie mich zuordnen kann.
„Tja“, sagt sie, „er sagt, dass er so was grundsätzlich nicht macht.“
Irgendwie hatte ich diese Antwort schon erwartet.
„Schade“, sage ich.
„Ja“, sagt die Verkäuferin, „ich hätte mich gefreut.“
Wir verabschieden uns und ich verspreche, demnächst wieder als Kunde vorbei zu schauen.
Als ich später am Tag wieder vorbeilaufe, sehe ich den bärtigen Kaffeeröster bei der Arbeit und überlege für einen Moment, ob ich ihn ansprechen soll.
„Na“, denke ich, „wenn er nicht will, dann will er nicht. Es reicht, wenn die Leute da einkaufen gehen.“

Kaffeerösterei Hans Hogrebe
Kalker Hauptstraße 166 / Mo-Fr 9-16.30, Sa 9-16

24. Oktober 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Challenge-Dienstag: Solidarische Landwirtschaft

Solidarische Landwirtschaft muss nicht gleich „Solawi“ sein. Wie wäre es erstmal mit einem Besuch auf dem Hof und im Hofladen?

Fahrrad vor Hoftor

Fahrrad vor Hoftor

Gemüseauslage

Gemüseauslage

Conny vor dem Hofladen

Conny vor dem Hofladen

Einkaufen ohne Supermarkt, Tag 5: Besuch im Hofladen
Für gestern hatte ich mir einen Besuch im Hofladen Hartmann vorgenommen. Das hatte ich am Montag mit Conny kurz besprochen. Wer meinen Bericht vom Challenge-Montag gelesen hat, kennt Conny schon. Zusammen mit Katja Flohe von der Spezialitätenbäckerei Laib & Seele ist sie dort auf dem mittleren Foto zu sehen (links). Sie ist jede Woche mit allerlei Gemüse in der Marktschwärmerei Bonn Altstadt anzutreffen. Das Gemüse baut nicht sie selbst an, sondern ihr Lebensgefährte Helmut Hartmann zusammen mit seinem Vater Severin.

Die Anreise
Da ich freiberufliche Texterin und Redakteurin bin, kann ich mir die Zeit eigentlich frei einteilen. Trotzdem wurde es knapp, weil ich noch einen Artikel abgeben musste und ein paar Dinge mit Kunden abstimmen. So bin ich erst um 16:00 Uhr Richtung Stadtbahn geradelt, die Bonn mit Köln verbindet. Mein Fahrrad nehme ich mit in die Bahn.

Sobald man die Bonner Stadtgrenze hinter sich gelassen hat – und das geht schnell – sieht man rechts und links Felder und viele Bauernhöfe. In Bornheim, nicht nur zwischen Köln und Bonn, sondern auch zwischen dem Rhein und dem Vorgebirge gelegen, ist der Boden besonders gut. Im Stadtteil Roisdorf liegt übrigens der alte Centralmarkt, an den früher fast alle Erzeuger lieferten. Hier wurden die Produkte versteigert, wie ich während meines Studiums der Ernährungs- und Haushaltswissenschaft (Oecotrophologie) noch live erleben konnte. Heute hat dort eine bekannte Erzeugergenossenschaft ihren Sitz und vermarktet die landwirtschaftlichen Erzeugnisse im großen Stil. Aber weiter Richtung Bornheim-Sechtem, denn dort befindet sich der Hofladen Hartmann.

Nachdem ich in Bornheim-Merten ausgestiegen bin, schwinge ich mich auf mein Hollandrad. Zum Glück gibt es einen schönen breiten, separaten Fahrradweg am Rand der Felder. Das ist hier draußen nicht immer so. Diese kurze Tour macht aber Spaß und entspannt mich. Nach ein paar Minuten bin ich auch schon da.

Der Hof und der Hofladen
Conny und Hund Mila begrüßen mich, als ich durch die Einfahrt komme. Es ist einer von diesen kleinen, hutzeligen Höfen mitten im Dorf. Ich mag das sehr. Auch die eher unperfekte Dekoration mit Kürbissen, altem Gerät aus der Landwirtschaft und Holzkisten. Ich entdecke auch eine vom Centralmarkt.

Klein ist auch der Hofladen, in dem ich gleich ein bisschen herumfotografiere, während Conny Kaffee macht. Aber es ist alles da. Natürlich das eigene Gemüse. Dann noch Milchprodukte von einem Partnerbetrieb, Eingelegtes und Eingemachtes (Himbeeren in Rotwein!), Wein und Schnaps, natürlich Eier. Ingwer und Südfrüchte wie Bananen und Pressorangen würde man hier nicht vermuten. Sie sind zugekauft und vervollständigen das Sortiment. Genau wie die Schwarzwurzeln, die ich jetzt endlich mal kaufe. Die selbst anzubauen hat Helmut noch nicht geschafft. Kein Wunder, denn wen man bedenkt, dass er im Prinzip alleine auf dem Feld steht, unterstützt durch seinen Vater, ist es schon bewundernswert, wie viele verschiedene Gemüsearten und -sorten er anbaut, auch alte und ungewöhnliche. Und alles mit viel Liebe und Geduld, wie Conny mir verrät.

Während wir reden, kommt Helmut mit einem kleinen Lastwagen in den Hof gefahren. Kurze Zeit später hören wir ihn und seinen Vater am Traktor herumwerkeln. Der ist nämlich ausgefallen. Das hat bereits zwei Stunden des langen Arbeitstages gekostet. Muss er in die Werkstatt, sind das wieder Kosten, die vom Gewinn abgehen. A propos Gewinn: Vom Hofladen alleine könnte hier niemand leben. Das sagt mir Conny. Ich vermute es aber auch schon, denn außer mir ist kein Kunde in Sicht. Später kommen noch zwei. Am Vormittag sei hier mehr los gewesen, sagt Conny. Andererseits ist es auch gar nicht schlecht, dass zwischendurch mal Zeit ist. Denn es müssen zum Beispiel Fotos von den Produkten gemacht und mit einer netten Beschreibung in den Erzeugerbereich der Marktschwärmer-Website eingepflegt werden. An den Marktschwärmer-Tagen selbst packt Conny die Tüten für die Kunden und versieht sie mit Bestellnummern. Und zwar nicht nur für meine Schwärmerei, sondern gleichzeitig für eine in Köln, in der Helmut die Ware ausgibt. Es kommen Köche von weiter her, um sich mit dem tollen Gemüse einzudecken. Manchmal kommen auch Besuchergruppen und lassen sich die Felder zeigen. Bei einer dieser Gelegenheiten hat Conny meinen Bloggerkollegen Johannes kennengelernt. Insgesamt ist jeder Tag pickepackevoll mit Arbeit, Freizeit gibt es eigentlich nicht. Natürlich besteht die Hoffnung, dass sich das irgendwann mal ändert. Dafür entwickeln sich Conny und Helmut ständig weiter und erschließen neue Vertriebswege.

Mein Resümee
Ich könnte stundenlang im Hofladen stehenbleiben, denn Conny kann zu jedem Produkt eine Geschichte erzählen. Es dämmert aber schon, und ich möchte trotz des schönen Fahrradwegs langsam los. Denn wenn es hier dunkel wird, ist es richtig dunkel. In meinem Fahrradkorb stecken neben den Schwarzwurzeln noch ein Butternusskürbis, Kartoffeln, eingelegter Ziegenkäse und eine Flasche Rotwein.

Zweieinhalb Stunden war ich weg. Ein schöner Ausflug wieder mal, aber im normalen Alltag kaum einzubauen. Das ist wahrscheinlich auch bei vielen anderen Menschen so. Außerdem gibt es am Hof weder einen großen Parkplatz noch Mittagstisch und Kinderbelustigung. Trotzdem hat es sich gelohnt, dort gewesen zu sein. Bei meiner nächsten Bestellung beim Garten und Land Hofladen Hartmann weiß ich die Lebensmittel noch mehr zu schätzen.

Der Internetauftritt des Hofladens wird gerade überarbeitet, aber ein paar Infos gibt es auf der Website der Gemeinde Sechtem: www.sechtem.de/hofladen-hartmann

22. Oktober 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Challenge-Sonntag: Einkochen

Einkaufen ohne Supermarkt, Tag 3: Einkochen.

Zutaten für die Gemüsepaste

Zutaten für die Gemüsepaste

Fertig!

Fertig!

Gemüsepaste im Einsatz

Gemüsepaste im Einsatz

Wie gut, dass ich mir für gestern nicht viel vorgenommen hatte, denn ich bin mit Halskratzen und Kopfschmerzen aufgewacht. Da passte es mir wunderbar in den Kram, am Sonntag ein bisschen in der Küche zu schnippeln und zu rühren, um wie angekündigt eine Gemüsepaste herzustellen. Diese wird wie Gemüsebrühe verwendet und besteht – außer ein wenig Olivenöl und Parmesan (den man auch weglassen kann) – komplett aus Gemüse. Die Zutaten hatte ich gestern auf dem Ökomarkt und dem normalen Wochenmarkt gekauft.
Aber ups: Salz, Knoblauch, Parmesan, Olivenöl, Lorbeerblätter und Weißwein hatte ich nicht aufgeschrieben, weil dies Zutaten sind, die ich eigentlich immer im Haus habe. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte ich aber alles ohne Probleme auf dem Wochenmarkt bekommen.
Gut zu wissen, oder?

Das waren die Zutaten für meine Gemüsepaste:
3 Möhren (200 g)
200 g Staudensellerie
2 kleine Zwiebeln (100 g)
1 Knoblauchzehe
2 Tomaten (100 g)
eine große Zucchini (150 g)
50 g braune Champignons
1 Lorbeerblatt
je 2 Zweige Rosmarin, Salbei und Basilikum
ein paar Stängel Petersilie
120 g grobes Meersalz
3 EL trockener Weißwein
2 EL Olivenöl
50 g Parmesan (optional)

Und so habe ich sie zubereitet:
Gemüse waschen und putzen bzw. schälen, dann in kleine Würfel schneiden.
Kräuter waschen, trocken schütteln und Blättchen von den Zweigen zupfen.
Alternativ könnt ihr auch eine Küchenmaschine verwenden, die alles schnell klein hackt.
Wenn ihr Parmesan verwendet, ist jetzt die Zeit, ihn zu reiben.
Das Olivenöl in einem Topf erhitzen, Gemüse und Kräuter zugeben und kurz andünsten.
Das Salz untermischen. Dann mit dem Weißwein ablöschen und bei kleiner Hitze mit Deckel dünsten, bis alles anfängt, weich zu werden. Dabei immer wieder umrühren. Alles mit einem Pürierstab oder mit der Küchenmaschine pürieren und am Schluss den geriebenen Parmesan untermengen, bevor ihr die heiße Paste in Einmachgläser füllt. Diese sofort verschließen und abkühlen lassen, bevor sie in den Kühlschrank kommen.

Falls ihr probieren möchtet: Vorsicht – die Gemüsepaste ist sehr salzig, wie die Salzmenge im Rezept schon vermuten lässt. Weniger verwenden würde ich aber nicht, denn das Salz schützt die Paste vor Verderb. Noch wichtiger ist das Salz bei Rezeptvariationen, bei denen die Zutaten nur fein zerkleinert und dann abgefüllt werden. Davon habe ich unzählige im Web gefunden. Vielleicht probiere ich das demnächst auch mal aus, denn das geht noch schneller.
Die Paste soll sich einige Monate im Kühlschrank halten. Da ich sie zum ersten Mal gemacht habe, kann ich das leider nicht bestätigen. Wahrscheinlich wird sie sowieso schnell verbraucht sein, denn ich verwende Gemüsebrühe bei vielen Gerichten. So habe ich dann meinen Brokkoli-Einkauf vom Ökomarkt gleich mal zu einer leckeren Cremesuppe verarbeitet. Pro Liter Wasser habe ich zwei Teelöffel der Gemüsebrühe verwendet. Das Rezept für einen großen Topf Brokkoli-Cremesuppe findest du auf meinem Blog unter melaniekirkmechtel.de/rezepte.

Kleiner Gedanke zum Schluss
Eigentlich ist es kein Geheimnis, aber man vergisst es manchmal oder ist zu faul: Wer frisch kocht und Zutaten wie Gemüsebrühe selbst macht, lebt erstens gesünder und ist zweitens viel eher unabhängig von Supermärkten. Außerdem entsteht kaum Verpackungsmüll, was mir ziemlich gut gefällt. Ein Nachteil wird mir aber immer mal wieder bewusst: Einkaufen und Kochen kostet ziemlich viel Zeit. Und manchmal habe ich die Zeit nicht. Oder nehme ich sie mir nur nicht?
Wie sieht das bei euch aus? Kocht ihr überwiegend mit frischen Zutaten oder dürfen es auch Convenience-Produkte und Fertiggerichte sein?

Das Jahr der Alternativen
20. Oktober 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Challenge-Freitag: Regionales in Bonn

Melanie Kirk-Mechtel hat sich schon auf ihre Woche ohne Supermärkte in Bonn vorbereitet. Und sie hat einiges vor… 

Ökomarkt
Metzger und Bäcker-Altstadt
Fahrradkorb
Hokkaidokürbisse

Gestern ist die Supermarkt Challenge gestartet, und ich habe mich erstmal an den Laptop gesetzt, um die kommende Woche ein bisschen zu planen. Bammel hatte ich eigentlich nicht vor der Herausforderung, denn ich wohne in der Bonner Altstadt, einem Viertel, das direkt an die Innenstadt angrenzt. Zur Not könnte ich jeden Tag – außer Sonntag natürlich – auf dem Wochenmarkt einkaufen, wo es wirklich alles gibt, was man so braucht, von Obst, Gemüse und Brot über Eier, Butter, Milch und Käse bis zu Fleisch, Wurst und Fisch. Aber ich möchte ja so viele Möglichkeiten für den supermarktfreien Einkauf ausprobieren, wie möglich, um euch von meinen unterschiedlichen Erfahrungen berichten zu können.

 

Märkte in Bonn

Ob der Bonner Wochenmarkt auf dem Marktplatz am Alten Rathaus oder andere Märkte: In Bonn haben wir großes Glück, dass wir Askan Schmeißer haben, der sich hobbymäßig für Wochenmärkte interessiert – in Bonn und auf der ganzen Welt. Darüber berichtet er in seinem Blog Food & Farmers‘ Markets. Und zusammen mit der Bonn.digital GbR hat er eine Plattform geschaffen, auf der ich jetzt Infos zu allen Märkten in Bonn bekomme: Auf bonn.market gibt es neben den Terminen für jeden Markt auch Porträts der Marktbeschicker, sodass ich ein wenig vorausplanen kann, was ich dort jeweils bekommen werde. Ich entscheide mich für den Ökomarkt am Münsterplatz, der heute stattfindet. Ebenfalls gesetzt ist der Bauernmarkt in der Altstadt, der Stadt-Land.Markt, am kommenden Donnerstag. Denn diesen organisiert der Verein Stadt.Land.Markt. e.V., in dem ich Mitglied bin. Dazu gibt es dann am Freitag meinen Bericht.

Marktschwärmereien in Bonn

Da ich schon seit Mai 2017 bei marktschwaermer.de registriert bin und regelmäßig dort bestelle, ist klar, dass ich euch auch mit dorthin nehmen werde. Wie gut, dass immer am Anfang der Woche und kurz vor Bestellende eine Mail von Zoe gibt, der Gastgeberin „meiner“ Marktschwärmerei Bonn Altstadt. So verpasse ich es meist nicht, leckere Sachen aus der Region für Montag zu bestellen. Die Verteilung findet von 17:30 bis 19:00 Uhr statt. Ihr dürft gespannt auf die Erzeuger sein, die ich Euch dann vorstellen werde!

 

Nachhaltige Initiativen auf bonnimwandel.de

„Bonn im Wandel“ ist die Bonner Transition-Town-Initiative, die engagierte Menschen im Jahr 2011 gegründet haben. „Bei uns trefft Ihr Menschen, denen eine faire und nachhaltige Stadt wichtig ist und die etwas dafür tun. Und wir bauen an einem Netzwerk von Initiativen, die sich für eine solidarische und zukunftsfähige Gesellschaft einsetzen.“ Dieses Netzwerk ist mittlerweile recht stattlich, und Infos zu den Initiativen werden auf www.bonnimwandel.de gebündelt. Wer alternative Wege – nicht nur beim Einkauf – sucht, bekommt hier also viele Impulse. „Essbare Stadt & Ernährung“ sowie „Solidarische Landwirtschaft“ sind sogar eigene Kategorien. Außerdem gibt es eine Initiative für einen Ernährungsrat in Bonn, der sich für eine nachhaltige, regionale Ernährungsversorgung einsetzt.
Und hier noch ein paar Einkaufsmöglichkeiten, die mir bei der Recherche begegnet sind:

Freikost Deinetwww.freikost.de: „gute, geschmackvolle, gesunde Lebensmittel, von ökologisch produzierenden Höfen aus unserer Region, frei von unnötigen Einwegverpackungen“

SoLawi Bonnwww.solawi-bonn.de: Die Solidarische Landwirtschaft ist Teil von „Bonn im Wandel“. Über 200 Privathaushalte teilen sich die Ernte eines Gemüsebaubetriebes und geben dem Bauern damit Planungssicherheit.

Abo-Kisten: Anbieter für Bio- oder Gemüsekisten, die nach Bonn liefern, gibt es einige. Häufig stehen landwirtschaftliche Betriebe aus dem Umland dahinter, die neben eigenen Produkten auch Lebensmittel von Partnerhöfen vertreiben, zum Teil aber auch verarbeitete Produkte aus dem Bio-Vollsortiment. Die Kisten kommen i.d.R. einmal pro Woche mit festem Inhalt der Saison, der bei Bedarf ergänzt und/oder verändert werden kann. Hier ein paar Anbieter-Adressen: shop.derleyenhof.de, www.biokiste24.de, www.rheinlandkorb.de, www.momonaturkost.de

Was ich auch schön finde: Das Referat Ökologie des AStA Bonn bietet Studierenden an, eine Bio-Tüte zu bestellen, da die üblichen Abo-Kisten sich meist für einzelne Personen nicht lohnen. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit dem Bioladen Momo in Bonn-Beuel. www.asta-bonn.de/Bio-Tüte

Hofläden: Einige Erzeuger rund um Bonn haben einen eigenen Hofladen. Ihr kennt wahrscheinlich Internetseiten wie hofladen-bauernladen.info, dein-bauernladende, mein-bauernhof.de etc. Der Nachteil dieser Verzeichnisse ist, dass Einträge oft nicht ganz passen oder veraltet sind. Der Provinzialverband Rheinischer Obst- & Gemüsebauer e.V. listet natürlich nur seine Mitglieder mit Direktvermarktung auf. Ich kann jetzt schon verraten, dass ich einen Hofladen besuchen werde. Vielleicht stelle ich dann auch ein paar mir bekannte Adressen von gut erreichbaren Hofläden zusammen.

Die Bonner Ortsgruppe von Foodsharing darf ich natürlich auch nicht vergessen…

 

Welche Initiativen bzw. Einkaufsorte ich mir herausgesucht habe, erfahrt ihr in den nächsten Tagen.
So, jetzt muss ich schnell noch meine Bestellung bei der Marktschwärmerei aufgeben. Und ein wenig Hunger hätte ich auch. Wie gut, dass es in meiner Straße einen handwerklichen Bäcker und einen „echten“ Metzger gibt, so wie es sie früher in jedem Viertel gab. Das ist zwar alles nicht bio, aber zumindest kann man fragen, woher die Zutaten kommen. Das finde ich sowieso am schönsten im (Lebensmittel-)Einzelhandel: dass man im Gespräch ist und Vertrauen aufbauen kann. Frisch gestärkt geht es dann zum Ökomarkt.


 

Melanie

Melanie Kirk-Mechtel ist Diplom-Oecotrophologin und Fachjournalistin. Seit 2003 arbeitet sie im Bereich Ernährungskommunikation für Print und Online-Medien, mit den Schwerpunkten Lebensmittel, Ernährung und Nachhaltigkeit. Melanie fährt meist Fahrrad und versucht, auch beim Essen mit der Familie immer die nachhaltige Alternative zu wählen.

https://melaniekirkmechtel.de/

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Die Supermarkt-Challenge ist Teil des Jahr der Alternativen bei dem Aktion Agrar von April 2018 bis April 2019 jeden Monat eine konzernfreie Einkaufs-Alternative vorstellt. Das Ganze ist angereichert Tipps, Rezepten und Selbstversuchen, damit das Einkaufen ohne Supermarktketten – oder den neuen Anbieter Amazon fresh – endlich zur Routine wird. Hinzu kommen Veranstaltungsformate, die Du auch selbst mit Freund*innen auf die Beine stellen kannst.

21. Juni 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Abschluss der Kampagne „Stoppt Bayer-Monsanto“: 23.000 Unterschriften für strengere Fusionskontrolle und Entflechtung von Megakonzernen

Heute haben wir von Aktion Agrar zusammen mit dem Forum Umwelt und Entwicklung über 23.000 Unterschriften an eine Vertreterin des Bundeswirtschaftsministeriums überreicht. Auch die Student*innen der Initiative „Unkonzerned“ waren mit dabei.
An einer langen Wäscheleine präsentierten wir Zitate und Statements von Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet zur Frage der (Markt)Macht großer Konzerne. Unser aufblasbarer Konzerndino rieb sich den Bayer-Bauch nach dem Fraß von Monsanto, vollführte ein Freudentänzchen vor dem Ministerium und schüttelte der Vertreterin für den Bürger*innendialog die Hand. Die Vertreterin des Ministeriums war zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit unseren Forderungen nicht bereit, versprach aber eine schrfitliche Antwort aus dem Ministerium.
Mit unserer gemeinsamen Kampagne seit letztem Sommer hatten Aktion Agrar, Inkota und das Forum Umwelt und Entwicklung unter dem Slogan „Megafusionen stoppen“ von der Bundesregierung gefordert, sowohl die Fusion von Bayer und Monsanto mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof anzufechten als auch die Regeln für große Konzernübernahmen der Zukunft zu verschärfen. Im vergangenen Jahr hatten wir mit unserer Kampagne an über 20 Orten Informationsveranstaltungen organisiert, waren mit dem aufblasbaren Konzern-Dinosaurier auf Tournee und hatten von Menschen aus dem ganzen Land Video-, Foto- und Text-Beiträge zur Frage eingesammelt: „Wann ist ein Konzern zu groß?“
Die Übergabe der Unterschriften ist zum einen der Schlusspunkt unserer Kampagne. Zum anderen markiert er den Start einer neuen Auseinandersetzung des breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Konzernmacht beschränken“ mit dem Wirtschaftsministerium. Das zivilgesellschaftliche Bündnis Konzernmacht beschränken fordert die Bundesregierung auf, eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof einzureichen.
Hier sind wir von Aktion Agrar weiter aktiv und auch der Bayer-Konzern mit seiner Saatgut- und Pestizidsparte wird uns natürlich weiter beschäftigen.

Vielen Dank an alle, die sich im letzten Jahr an der Kampagne und an der Auseinandersetzung um Konzernmacht und Kontrolle des Saatguts beteiligt haben!

16. April 2018 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Diskutieren, schlemmen, kontaktieren: erstes politisches Marktfrühstück!

Samstagmorgen auf dem Kranoldplatz: unter dem Pavillion versammeln sich schon die ersten Stammgäste der „Dicken Linda“. Man kennt sich, tauscht Neuigkeiten aus. Es wird zur Kenntnis genommen, dass hier heute neue Menschen auftauchen, die sich erst suchend umsehen und dann das Schild „Jahr der Alternativen“ wiedererkennen, das am Pavillion hängt.

Um 11.15 sind alle Plätze belegt, 20 Gesichter schauen Bauer Klaus an, der hier jeden Samstag Gemüse und Kräuter von seinem Hof verkauft und bald in den wohlverdienten Ruhestand gehen will. Er hat keine Schwierigkeiten, seine Bioland-Produkte loszuwerden, sieht Berlin eher als einen wachsenden Markt. Sein Problem ist, eine*n geeignete Nachfolger*in für sein Lebenswerk zu finden, damit er mehr Zeit in seinem Bioladen in Beeskow verbringen kann, wo er gerne mehr Veranstaltungen organisieren würde.
Nikolaus Fink, Inhaber von „diemarktplaner„, die 11 Wochenmärkte in Berlin organisieren, hat eigentlich auch mal Biologischen Landbau studiert. Und die Entwicklung der letzten Jahre stimmt ihn sorgenvoll: die Konzernmacht in der Landwirtschaft hat zugenommen, immer weniger große Zusammenschlüsse diktieren Anbaubedingungen und Preise. Um dem etwas entgegenzusetzen, müssen sich Produzent*innen und Konsument*innen zusammen tun und gemeinsam für ihre Vorstellung von einer bäuerlichen Landwirtschaft streiten. Von alleine wird das nicht passieren.
Vorbeigehende auf dem Markt bleiben stehen und hören zu. Jemand reicht die Dose mit den Schokokeksen rum. Zu Nikolaus‘ Beitrag gibt es viele Fragen, doch irgendwann muss er los, schließlich hat er einen Markt zu betreuen.
Die Gesprächsrunde geht weiter mit der Vorstellung einer konkreten Initative: denn die Vorstellung von einer zukunftsfähigen Landwirtschaft versuchen viele Menschen im Rahmen von „Solidarischer Landwirtschaft“ umzusetzen. Ein Mitglied der Gruppe auf dem Spörgelhof stellt vor, wie das bei ihnen abläuft: geteiltes Risiko für den Anbau, geteilte Ernte. Regelmäßige Treffen und Mitspracherecht für die Jahresplanung und die entstehenden Kosten.Mit einem festen Beitrag im Jahr bieten die Mitglieder dem Hof und den dort arbeitenden Menschen mehr Planungssicherheit und finanzieren den Anbau, nicht mehr die einzelne Möhre.
Aber wie kommen diese Ideen auf die politische Bühne? Der Ernährungsrat in Berlin hat es sich zum Ziel gesetzt, alle an Ernährung Interessierten zusammenzubringen. Dazu gehören grassroots Initiativen genauso wie Kommunalpolitiker*innen und die verarbeitenden Betriebe. Die Gemeinschaftsverpflegung soll verbessert werden: mehr regionales, biologisch angebautes Gemüse in Kantinen, Kitas und Schulen. Und jede*r kann mitmachen, genauso wie in den anderen bisher gegründeten Ernährungsräten in Köln und Frankfurt oder den 39 Initiativen in Gründung. Denn es geht darum, aktiv zu werden. Darin waren sich die Teilnehmer*innen am Marktfrühstück über den Tisch hinweg einig.

Die Initiative „Stop Bayer Monsanto“ präsentierte deshalb zum Abschluss ihre Pläne, das Thema ins Bewusstsein zu rücken. Denn auch bei großen Konzernzusammenschlüssen ist es in der Vergangenheit z.B. bei dem Riesenkonzern Standard Oil gelungen, eine Entflechtung einzuleiten: wenn sich genug Menschen äußern und ihren Protest kundtun, kann das auch bei der Fusion von Bayer und Monsanto möglich sein. Dass die europäische Kommission und die zuständigen Behörden in den USA zugestimmt haben, ist zwar ein Signal in die falsche Richtung aber noch nicht das Ende der Auseinandersetzung!
Zustimmung in der Runde, in der währenddessen Bagels geschmiert und der Selleriesalat weitergereicht wird. Nach der offiziellen Verabschiedung von Leonie und Karen von Aktion Agrar bleiben viele Teilnehmer*innen noch sitzen, ins Gespräch vertieft.

Lust, selbst ein Marktfrühstück zu organisieren?
Dann schau dir gerne die Seite „Veränderung veranstalten“ an und/oder schreibe eine Mail an info@aktion-agrar.de. Wir unterstützen dich so gut es geht bei der Umsetzung.

5. Dezember 2017 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Weihnachten ohne Amazon: Einkaufsstreik als alternative Marktforschung?

Zehn Weihnachtsmänner demonstrieren mit Schlitten und Geschenken vor dem Logistikzentrum Amazon FRA 1 in Bad Hersfeld: Aktion Agrar ruft Menschen dazu auf, beim eigenen Weihnachtseinkauf auf Amazon zu verzichten und sich mit Alternativen auseinander zu setzen. Darüber hinaus muss die Politik dem Online-Riesen Grenzen setzen.

„Amazons Weihnachtsgeschäft kommt uns alle teuer zu stehen“, sagt Jutta Sundermann von Aktion Agrar, „Amazon wertet enorme Datenmengen über seine Kund*innen aus und schlägt daraus Profit. Die Beschäftigen in den Logistikzentren werden unglaublich gehetzt und bekommen keine fairen Tarifverträge. Die EU-Kommission schätzt, dass Amazon in Europa allein 2017 wieder 250 Millionen Euro Steuern zu wenig zahlt. Und jetzt hat der Konzern unser Essen ins Visier genommen. Wir liefern ihm kostenlos eine alternative Markforschung: Der Onlineriese ist in unseren Kühlschränken nicht willkommen und soll Amazon fresh einstellen, bevor es weiteren Schaden anrichtet!“

Aktion Agrar warnt aufgrund des neuen Lebensmittel-Lieferdienstes Amazon fresh vor einer Gefährdung der bäuerlichen Landwirtschaft. Bisher gibt es diesen Lieferdienst zwar erst in Berlin, Hamburg und München. Aber dort ist jetzt schon ein starker Anstieg der Lebensmittelverschwendung zu verzeichnen.Vor allem auf kleinere Lebensmittelhändler und auf die Bauernhöfe selbst wird der Druck zunehmen, doch auch die mit Amazon kooperierenden Firmen werden langfristig gesehen unter der Marktmacht des Konzerns leiden, der viele Regeln des Online-Marktes diktieren kann, wenn sich sein Geltungsbereich weiter ausdehnt. .
An der Aktion „Weihnachten ohne Amazon“ beteiligen sich bereits mehrere Hundert Menschen, die erklären, in diesem Jahr auf alternativen Wegen ihre Geschenke zu besorgen.

25. April 2017 Kommentare sind deaktiviert Karen Schewina
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Bayer und Monsanto die Suppe versalzen

Das hatte sich der Bayer-Vorstand anders vorgestellt: Die Fusion mit dem US-Gentechnikriesen Monsanto sollte Macht und Umsatz mehren – nicht breite Kritik und Widerstand auf vielen Ebenen herbeiführen. Aber damit muss der Konzern, der am Freitag, den 28. April in Bonn seine Hauptversammlung durchführt, nun rechnen.
Aktionäre kritisieren weiterhin das hohe Risiko für das Bayer-Image, 120 internationale Organisationen – darunter Aktion Agrar – forderten die EU-Komissarin Vestager auf, die Fusion zu untersagen; zahlreiche Gruppen und Netzwerke rufen zu Protestaktionen vor der Hauptversammlung auf und mobilisieren dafür nach Bonn.

Das passiert am Freitag in Bonn
Viele Hundert Menschen werden erwartet, früh am Vormittag, wenn die Bayer-Aktionäre ihrer Hauptversammlung zustreben. Zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft und dem Bündnis „Wir haben es satt“ präsentieren wir vor der Bayer-HV eine riesige, dampfende Patent- und Fusions-Vernichtungsmaschine. Es ist ein historischer Kartoffeldämpfer auf Rädern, gezogen von einem Traktor. Die Maschine sieht beeindruckend aus und zeigt, was wir von den Patenten und ständigen Firmenübernahmen Bayers halten. Bei der Aktion sprechen Bäuerinnen und Bauern über ihre Erfahrungen mit Patenten auf Saatgut und der Strategie der großen Konzerne.
Jutta Sundermann von Aktion Agrar hält eine kurze Rede zur Notwendigkeit einer gesetzlich verschärften Konzernkontrolle.

Das „Brot-in-Not“ ist auch dabei! Unsere Kampagne gegen die Forschung in den Gentechniklaboren, die zu einem Hybridweizen führen soll, zeigt ein konkretes Beispiel, wie Bayer sich die Zukunft vorstellt: Dieses Saatgut, das der Konzern gerne schon 2020 marktreif hätte, könnte nur einmal ausgesät und geerntet werden. Damit würden Bauernhöfe weltweit noch abhängiger von den Saatgut-Konzernen. Wir bekommen gerade täglich Post mit kleinen Saatgut-Tütchen. Sie alle tragen Botschaften an die Bayer-Aktionäre, die wir vor Ort übergeben werden.

Der Brief aus Brüssel
Wir hatten im März zusammen mit Friends of the earth, Greenpeace, der Europäischen Landwirtschafts- und Ernährungs-Gewerkschaft EFTAT und 200 anderen Organisationen aus ganz Europa einen Brief nach Brüssel geschrieben.
Die Wettbewerbskommissarin antwortete jetzt. Hier kannst du ihre Antwort nachlesen.
Die Kommissarin verspricht, den noch immer ausstehenden Antrag von Bayer sehr genau zu prüfen und ruft dazu auf, Fakten, die die fatalen Auswirkungen der Fusionen belegen, nach Brüssel zu kommunizieren.

Streitschrift gegen die Ohnmacht der Wettbewerbskontrolle
Der Antwortbrief kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Margrethe Vestager vor Ostern schon ihr OK zu zwei Konzern-Hochzeiten gegeben hat. Sowohl die US-amerikanischen Agarchemiekonzerne Dow und Dupont als auch der chinesische Staatskonzern Chemchina und der Schweizer Saatgut- und Pestizid-Riese Syngenta dürfen fusionieren.
Das hängt damit zusammen, dass das Wettbewerbsrecht extrem konzernfreundlich gestaltet ist und die Kontrolleure zudem chronisch unterbesetzt arbeiten müssen – auf Bundesebene ebenso wie in Brüssel. Aktion Agrar hat deshalb 20 Organisationen zusammengetrommelt, die Redaktionsarbeit koordiniert und nun eine Streitschrift gegen die Ohnmacht der Wettbewerbskontrolle herausgegeben.

Eine schärfere Fusionskontrolle ist bitter nötig: Die drei neuen Mega-Konzerne werden gemeinsam rund 60 Prozent des Saatgut- und über 70% des weltweiten Pestizidmarktes kontrollieren. Sie machen schon heute mit erschreckendem Erfolg Druck auf politische Entscheider, ihre Chemikalien und Laborpflanzen ohne große Hürden zuzulassen. Sie verdrängen kleine Züchtungsbetriebe und verändern das Gesicht der Landwirtschaft weltweit. Viele Jahre lang konnten die großen Unternehmen darauf vertrauen, dass sich niemand einmischt in ihr Giganten-Monopoly. Die EU hat zum Beispiel in 2015 über 300 Fusionsanträge bearbeitet – und keinen einzigen davon verboten. Zu große Konzerne wieder zu entflechten und kleiner zu machen, ist derzeit in kaum einem der reichen Länder vorgesehen.
Das wollen wir ändern! Wir sorgen dafür, dass die Streitschrift weit verbreitet wird und auch direkt bei den Entscheidungsträgern landet!