Bayer und Monsanto – Fressen und gefressen werden

Aus zwei der sieben größten Agrarkonzernen wird das weltweit größte Unternehmen für landwirtschaftliche Produktionsmittel. Die bevorstehenden Übernahme von Monsanto durch den deutschen Agrarchemiekonzern Bayer hat viel Empörung und Aufschrei ausgelöst. Zurecht: Die Macht über unsere Lebensgrundlagen konzentriert sich immer mehr und gefährdet damit selbstbestimmtes Leben auf dem Land und in der Stadt.

Doch das ist leider nicht neu: Die Märkte für Agrarchemie, Pflanzenschutz, Saatgut und auch Tierzucht sind bereits seit Jahren in den Händen von Oligopolen. Bayer und Monsanto feiern nicht die erste Elefanten-Hochzeit dieses Jahr. DuPont und DOW-Chemical, zwei riesige Agrochemiekonzerne sind mitten in ihrer Fusion, und auch Syngenta wurde erst kürzlich von ChemChina gekauft.

Bayer kauft sich mit Monsanto wieder an die Spitze der Gentechnik-Anwender und bekommt das Forschungs-Know-How, die Patente der GVO und eine erstaunliche Saatgutdatenbank gleich obendrauf. Kein Konzern hat so viel genetisches Material von so vielen Pflanzen gesammelt wie Monsanto. Die Privatisierung der biologischen Vielfalt (und insbesondere der Agro-Biodiversität) wird keines Falls gestoppt. Im Gegenteil – sie scheint sich noch stärker zu konzentrieren. Das ist ein großer Grund zur Sorge.
Was diese Fusion in der Praxis verändern wird, bleibt unklar. Wir können nicht erwarten, dass Gentechnik-Pflanzen nicht mehr angebaut werden dürfen, wo es heute erlaubt ist. Allerdings auch nicht, dass wegen der Eigentumsverhältnisse bei Monsanto, Bayer in Europa leichter Genehmigungen erreichen kann.

Monsanto, ein Konzern der schon seit Jahren höchst umstritten ist und vorwiegend Negativschlagzeilen produziert, wird nicht unbedingt schlimmer durch die Fusion, aber wahrscheinlich auch nicht besser. Bayer muss sich jetzt um seinen Ruf sorgen, der bisher aber auch nicht wirklich schillernd war. Es ist allerdings interessant, dass der Konzern das Wagnis eingeht und auf das extrem kurze Gedächtnis der Öffentlichkeit setzen zu können meint. Die Agrarchemie-Konzerne hängen sich zwar gerne das Mäntelchen des um die Welternährung besorgten Philanthropen um, aber am Ende müssen die Gewinne stimmen. Sonst nichts.

 


Bild: Ausschnitt aus „Agropoly – wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion“, Forum Umwelt und Entwicklung et.al., 2012, S.9

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Jutta Sundermann

Wollte Aktion Agrar eigentlich „KuhRage“ nennen und wohnt in einem blauen Bauwagen auf dem Lande.

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