Diskutieren, schlemmen, kontaktieren: erstes politisches Marktfrühstück!

Samstagmorgen auf dem Kranoldplatz: unter dem Pavillion versammeln sich schon die ersten Stammgäste der „Dicken Linda“. Man kennt sich, tauscht Neuigkeiten aus. Es wird zur Kenntnis genommen, dass hier heute neue Menschen auftauchen, die sich erst suchend umsehen und dann das Schild „Jahr der Alternativen“ wiedererkennen, das am Pavillion hängt.

Um 11.15 sind alle Plätze belegt, 20 Gesichter schauen Bauer Klaus an, der hier jeden Samstag Gemüse und Kräuter von seinem Hof verkauft und bald in den wohlverdienten Ruhestand gehen will. Er hat keine Schwierigkeiten, seine Bioland-Produkte loszuwerden, sieht Berlin eher als einen wachsenden Markt. Sein Problem ist, eine*n geeignete Nachfolger*in für sein Lebenswerk zu finden, damit er mehr Zeit in seinem Bioladen in Beeskow verbringen kann, wo er gerne mehr Veranstaltungen organisieren würde.
Nikolaus Fink, Inhaber von „diemarktplaner„, die 11 Wochenmärkte in Berlin organisieren, hat eigentlich auch mal Biologischen Landbau studiert. Und die Entwicklung der letzten Jahre stimmt ihn sorgenvoll: die Konzernmacht in der Landwirtschaft hat zugenommen, immer weniger große Zusammenschlüsse diktieren Anbaubedingungen und Preise. Um dem etwas entgegenzusetzen, müssen sich Produzent*innen und Konsument*innen zusammen tun und gemeinsam für ihre Vorstellung von einer bäuerlichen Landwirtschaft streiten. Von alleine wird das nicht passieren.
Vorbeigehende auf dem Markt bleiben stehen und hören zu. Jemand reicht die Dose mit den Schokokeksen rum. Zu Nikolaus‘ Beitrag gibt es viele Fragen, doch irgendwann muss er los, schließlich hat er einen Markt zu betreuen.
Die Gesprächsrunde geht weiter mit der Vorstellung einer konkreten Initative: denn die Vorstellung von einer zukunftsfähigen Landwirtschaft versuchen viele Menschen im Rahmen von „Solidarischer Landwirtschaft“ umzusetzen. Ein Mitglied der Gruppe auf dem Spörgelhof stellt vor, wie das bei ihnen abläuft: geteiltes Risiko für den Anbau, geteilte Ernte. Regelmäßige Treffen und Mitspracherecht für die Jahresplanung und die entstehenden Kosten.Mit einem festen Beitrag im Jahr bieten die Mitglieder dem Hof und den dort arbeitenden Menschen mehr Planungssicherheit und finanzieren den Anbau, nicht mehr die einzelne Möhre.
Aber wie kommen diese Ideen auf die politische Bühne? Der Ernährungsrat in Berlin hat es sich zum Ziel gesetzt, alle an Ernährung Interessierten zusammenzubringen. Dazu gehören grassroots Initiativen genauso wie Kommunalpolitiker*innen und die verarbeitenden Betriebe. Die Gemeinschaftsverpflegung soll verbessert werden: mehr regionales, biologisch angebautes Gemüse in Kantinen, Kitas und Schulen. Und jede*r kann mitmachen, genauso wie in den anderen bisher gegründeten Ernährungsräten in Köln und Frankfurt oder den 39 Initiativen in Gründung. Denn es geht darum, aktiv zu werden. Darin waren sich die Teilnehmer*innen am Marktfrühstück über den Tisch hinweg einig.

Die Initiative „Stop Bayer Monsanto“ präsentierte deshalb zum Abschluss ihre Pläne, das Thema ins Bewusstsein zu rücken. Denn auch bei großen Konzernzusammenschlüssen ist es in der Vergangenheit z.B. bei dem Riesenkonzern Standard Oil gelungen, eine Entflechtung einzuleiten: wenn sich genug Menschen äußern und ihren Protest kundtun, kann das auch bei der Fusion von Bayer und Monsanto möglich sein. Dass die europäische Kommission und die zuständigen Behörden in den USA zugestimmt haben, ist zwar ein Signal in die falsche Richtung aber noch nicht das Ende der Auseinandersetzung!
Zustimmung in der Runde, in der währenddessen Bagels geschmiert und der Selleriesalat weitergereicht wird. Nach der offiziellen Verabschiedung von Leonie und Karen von Aktion Agrar bleiben viele Teilnehmer*innen noch sitzen, ins Gespräch vertieft.

Lust, selbst ein Marktfrühstück zu organisieren?
Dann schau dir gerne die Seite „Veränderung veranstalten“ an und/oder schreibe eine Mail an info@aktion-agrar.de. Wir unterstützen dich so gut es geht bei der Umsetzung.

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Karen Schewina

Gärtnert gerne urban und findet alles mit Sahne besser als ohne Sahne.

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