
Challenge-Donnerstag: Stadt-Land.Markt
Wie stellt man selbst einen Bauernmarkt auf die Beine? Das erfahren wir heute…
Eingang zum Stadt-Land.Markt
Annika Kutschera – Simons Wild & Geflügel
Da ich selbst Mitglied in dem Verein bin, der seit August 2018 den Bauernmarkt „Stadt-Land.Markt“ in der Bonner Altstadt organisiert, war von Anfang an klar, dass ich ihn auch im Rahmen der Supermarkt Challenge besuche und vorstelle. Vielleicht animiert es ja den einen oder anderen von euch, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Vorwegnehmen kann ich schonmal, dass die ganze Geschichte natürlich mit einigem ehrenamtlichen Aufwand verbunden ist. Wenn man dann aber auf dem „Marktplatz“ herumsteht und ein schönes Gespräch nach dem nächsten hat, viele nette Leute trifft und ganz nebenbei noch tolle Lebensmittel aus der Region einkaufen kann, hat es sich doch schon gelohnt, finde ich.
Einen Markt organisieren
Wie es dazu gekommen ist, dass wir einen Verein gegründet haben, um einen Bauernmarkt in der Bonner Altstadt zu organisieren, habe ich in einem Beitrag auf meinem Blog gepostet: https://melaniekirkmechtel.de/ernaehrung/unser-bauernmarkt-fuer-die-bonner-altstadt
Damit dieser Bericht nicht wieder so lang wird wie der von gestern über den Unverpacktladen Freikost Deinet, möchte ich diesen Part gerne aussparen. Neben meinem Blogbeitrag vermittelt auch ein Artikel vom General-Anzeiger Bonn einen guten Eindruck vom Markt, zumindest zum Status Quo im August. Mittlerweile haben sich einige Dinge geändert und einige Hürden werden zu überwinden sein. Aber im Großen und Ganzen entwickelt sich alles sehr positiv. Trotzdem sind wir froh, dass in der kommenden Woche Allerheiligen auf den Donnerstag fällt, an dem eigentlich Markttag wäre. Denn so haben wir eine kleine Verschnaufpause, die wir dazu nutzen können, um die nächsten erforderlichen Schritte zu planen.
Die nächsten Schritte
Noch mehr Werbung gehört zum Beispiel zu den Dingen, die wir uns vom Stadt.Land.Markt. e.V. vorgenommen haben. In unserem Viertel, der Bonner Altstadt, machen Neuigkeiten zwar schnell die Runde. Trotzdem merken wir alle immer wieder, dass viele Menschen immer noch nichts vom Bauernmarkt mitbekommen haben. Dadurch, dass er auf dem Vorplatz der Marienkirche stattfindet, der ein wenig zurückgesetzt zur Straße liegt, nimmt man ihn beim Vorbeifahren – trotz des Werbebanners am Gemeindezentrum – nicht unbedingt wahr. Daher war ich gestern auch in der Mission unterwegs, alle Stände zu fotografieren und die Erzeuger zu interviewen. Daraus möchten wir dann Erzeuger-Porträts erstellen, die wir unter anderem nach und nach auf Facebook posten wollen.
Hürden und Hindernisse
Momentan haben wir das Problem, dass unserem Bio-Bäcker die Backstube genommen wurde. Das tolle Brot von der Bäckerei Sonnenkorn aus Bonn-Lengsdorf, das wir Vereinsmitglieder in den ersten Wochen in Eigenregie verkauft haben, gibt es daher leider nicht mehr. Die Nachfrage ist aber hoch und so muss schnellstmöglich eine Lösung her. Einen Lichtstreifen am Horizont gibt es aber, denn heute hat sich ein Marktbesucher vorgestellt, der selbst Naturkost-Fachverkäufer ist und einen Demeter-Bäcker als Freund hat, der auch einige Ökomärkte beliefert. Wir sind gespannt, was sich daraus entwickelt!
Eine weitere Hürde wird sein, dass der Turm von Sankt Marien Anfang nächsten Jahres saniert wird. So wird der Vorplatz für den Markt nicht mehr zur Verfügung stehen. Zum Glück gibt es – nicht zuletzt, weil die Kirchengemeinde einige weitere Standorte in der Nähe hat – bereits Vorschläge für Alternativen, die wir in den nächsten Wochen prüfen müssen. Kleinere Dinge, wie zum Beispiel einen neuen Baustromverteiler zu organisieren, hören sich vielleicht banal an, sind aber auch Arbeit, die keiner bezahlt. Ein gehöriges Maß an Idealismus gehört daher dazu, wenn man so einen Markt organisiert.
Was ist so schön am Stadt-Land.Markt?
Da ich gestern sowieso die Interviews mit „unseren“ Erzeugern geführt habe und ich der Meinung bin, dass deren Antworten genau dafür stehen, was diesen Markt ausmacht, möchte ich ein paar O-Töne zur Frage „Was ist so schön am Stadt-Land.Markt?“ aufschreiben:
„Es ist ein ganz besonderes Klima. Vor allem mit den Kollegen von den anderen Marktständen und so, so kollegial. Die Kunden sind freundlich und es ist so eine nette Mischung aus „bewusst kaufen“ und „Qualität und Demeter wollen“ aber doch auch kleine Mängel akzeptieren, weil es natürliche Ware ist. Es ist von den Kunden und den Kollegen her sehr angenehm.“, sagt Eva-Maria Weber vom Breuner Hof in Lindlar.
„Ich finde toll, dass es hier alles gibt. Eier, Fleisch, Obst, Gemüse. Theoretisch auch Brot – nur gerade ist das ja ein bisschen schwierig. Auch Kaffee, Wein und Pizza, wenn man was essen will, nicht nur einkaufen. Man kommt mit allen super klar. Mit Kollegen, aber auch mit den Kunden. Die sind total lieb und richtig happy. Die bedanken sich jede Woche dafür, dass wir kommen.“, sagt Andrea Palm vom BioBauerPalm in Bornheim.
„Ich finde es sehr familiär irgendwie. Es ist so ein kleiner, familiärer Markt. Und rege Kundschaft gibt es, auch junge Leute mit Familie – das findet man heute auf den Wochenmärkten sonst auch nicht mehr so. Und was mir auffällt: Es gibt immer wieder Leute, die sagen, sie sind das erste Mal hier. Und jetzt muss sich die feste Kundschaft herauskristallisieren, sodass das alles zum Tragen kommt. Aber ich habe hier den Eindruck, wir sind auf einem superguten Weg.“, so Lothar Seifen vom Bauernhof Seifen aus Schürdt im Westerwald.
„Beim Stadt-Land.Markt gefällt mir auf jeden Fall die Uhrzeit. Ich finde das ganz klasse mit dem Abendmarkt. Ich bin ja sonst vormittags unterwegs. Da merkt man ganz deutlich, dass es eine andere Kundschaft ist. Und vor allem: Die Leute hier kommen mit Zeit, im Vergleich zu morgens. Hier kommen die Paare gemeinsam und entscheiden, was es abends zu essen gibt. Ich finde es richtig schön, dass hier die Kinder rumtoben und -spielen und alles gemeinsam stattfindet. Das alles finde ich richtig schön. Ich komme hier unheimlich gerne hin.“ – Annika Kutschera von Wild & Geflügel Simons aus Euskirchen.
„Es gefällt uns ausnehmend gut hier. Diese ganze Atmosphäre. Und die Kinder können alle mitkommen, ohne dass sich die Eltern Gedanken machen müssen. Wir haben ja jetzt auch Enkel, da gucken wir ja auch wieder durch ne andere Röhre.“, sagt Christine Kupka vom Ziegenhof Rech in Schalkenbach (Ahrtal). Und ihr Mann Hans ergänzt „Diese ausgesprochen freundliche Kundschaft!“, bevor er lautstark von einer Stammkundin unterbrochen wird, die sich sichtlich freut, dass das Ehepaar Kupka diesmal wieder zusammen vor Ort ist.
Alle Erzeuger sind sich einig in dem Wunsch, dass sich der Markt langfristig etabliert. Und das sind wir vom Stadt.Land.Markt e.V. natürlich auch! Ein paar Eindrücke und Infos gibt es auch auf https://www.facebook.com/stadtlandmarkt/