Antibiotika

Antibiotika werden seit gut 70 Jahren gegen Entzündungen und Infektionskrankheiten eingesetzt. Vor dieser Zeit starben viele Menschen und Tiere zum Beispiel an Wundinfektionen oder Lungenentzündungen.
Doch nun warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Ein einfacher Kratzer kann wieder zu einer lebensgefährlichen Infektion führen, weil Antibiotika mehr und mehr ihre Wirkung verlieren. Überall auf der Welt bilden Keime Resistenzen gegen Antibiotika aus. Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass sich hierzulande jährlich über 400.000 Patienten infizieren und etwa 15 000 Menschen sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken.

Menschen und Tiere erhalten im Krankheitsfall die gleichen Antibiotikawirkstoffe. Die Antibiotikaresistenzen treten bei Menschen und Tieren auf. Die Weltgesundheitsorganisation spricht deshalb von der „Einen Gesundheit“, für die wir mit Blick auf den Erhalt wirksamer Antibiotika weltweit mehr Verantwortung übernehmen müssen als bisher.

Antibiotika endlich verantwortlich einsetzen

In Deutschland gelangen aktuell 1.450 Tonnen Antibiotika pro Jahr an Tiere in der Fleisch- und Milchproduktion. In der Humanmedizin wird mit ca. 600 Tonnen knapp die Hälfte dieser Menge verschrieben. In der heutigen Tierhaltung bekommen kranke Tiere nicht einzeln – wie bei Menschen – ein Antibiotikum, sondern in 9 von 10 Fällen behandeln TierärtzInnen die ganze Herde über das Trinkwasser oder Futter.

Besonders besorgt uns die steigende Menge an sogenannten Reserveantibiotika in der Intensivtierhaltung. Reserveantibiotika gelten als Mittel, die oft noch heilen können, wenn herkömmliche Antibiotika bereits versagen. Je häufiger jedoch diese Reservewirkstoffe in Tierställen eingesetzt werden, desto eher verlieren sie ihre Wirkung – auch in der Humanmedizin.

Den Trend zu Agrarfabriken stoppen

Heute ist die Tierhaltung gekennzeichnet von einem massiven Höfesterben auf der einen und die immer gigantischeren Ställe auf der anderen Seite. Massenproduktion und niedrige Preise für die Erzeuger haben eine tödliche Dynamik angenommen. Viele Schritte sind nötig, um diesen Trend zu stoppen: Die Politik muss artgerechte, flächengebundene Tierhaltung fördern, in Deutschland und europaweit. Megaställe mit Zehntausenden von Schweinemastplätzen oder Hunderttausenden von Masthühnern dürfen nicht mehr genehmigt werden. VerbraucherInnen müssen sich abwenden vom billigen Industriefleisch.


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