Tierfabriken und Gülle

Gülle als Spitze des Eisberges

Da zu den meisten Groß-Ställen kaum Flächen gehören, die für die Futtermittelproduktion genutzt werden können, ist die Gülle zum Schwachpunkt der Agrarindustrie geworden: Die Tierfabriken wissen nicht mehr, wohin damit. Für uns ein Ansatz für die Kampagne „Den Tierfabriken den Güllehahn zudrehen“.

Längst ist unser Trinkwasser in Gefahr. Immer mehr Wasserwerke warnen vor der Gefahr der Grundwasser-Verunreinigung und müssen bereits nitrat-reiches mit nitrat-armem Wasser mischen. Das ist sehr teuer und wird immer schwieriger. Arten sterben, Antibiotika-Rückstände in der Gülle haben fatale Folgen. Dabei sind die Ausscheidungen der Nutztiere guter Dünger. Sie sind allerdings noch wesentlich wertvoller, wenn sie gar nicht als Gülle anfallen, sondern als Festmist, der entsteht, wenn die Tiere nicht auf Spaltenböden stehen, sondern auf Stroh-Einstreu.

Tierfabriken sind Mega-Ställe, die wegen der Haltungsbedingungen regelmäßig in der Kritik stehen. Sie halten viel mehr Tiere, als das Land rings herum verkraften kann. Deren Gülle verseucht das Grundwasser mit krebserregendem Nitrat. Auf den Feldern und in Flüssen und Meeren vernichtet die Gülle die Artenvielfalt. In LKWs wird die braune Brühe durch die Lande gefahren, Millionen Tonnen importierte Gülle aus den Niederlanden, wo inzwischen strengere Regeln gelten, kommen hinzu.

Bestandteile_Gülle

Die Medikamente, die die Tiere in zu großen Mengen bekommen, landen auch in der Gülle und beeinträchtigen Bodenbakterien. Sie können uns im Wasser und der Nahrung wieder begegnen. Multiresistente Keime sind ein Ergebnis des massiven Antibiotika-Einsatzes. Sie reisen auch mit der Gülle und gefährden die Gesundheit von Mensch und Tier.

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Dabei geht es hier nicht nur um ein Schnitzel. Über 33 Millionen Schweine, wie sie 2013 in Deutschland geschlachtet wurden bringen Fleischmengen, die wir kaum begreifen können und Güllemengen, die sowohl unsere Vorstellungen sprengen als auch die Möglichkeiten der Natur, mit den Nährstoffen umzugehen.

Deshalb fordert Aktion Agrar, dass eine konsequente Hoftorbilanz eingeführt wird. Wenn jeder tierhaltende Betrieb darlegen müsste, welche Nährstoffe auf den Hof kommen und welche ihn verlassen (als Fleisch und als pflanzliche Produkte, als Verluste und als abgegebene Gülle), wäre es leichter die Wege der Gülle zu verfolgen und die Einhaltung der Vorgaben zu überprüfen.

 

 

Deutlich wird in unserer kleinen Gegenüberstellung auch: Wo eine Kreislaufwirtschaft funktioniert, gibt es das Gülleproblem nicht.

Letztlich geht es über die Düngeverordnung hinaus darum, den Trend zur Tierfabrik zu stoppen. Deshalb fordern wir: Verschärfungen im Baurecht, um den Bau neuer Megaställe zu verhindern und die Förderung flächengebundener Tierhaltung sowie der heimischen Futterproduktion.