Überdüngung und kein Ende?

Im Januar 2015 startete Aktion Agrar mit der ersten Kampagne „Tierfabriken den Güllehahn zudrehen“. Damals erwarteten alle, dass es schnell gehen würde mit der Überarbeitung der Düngeverordnung, denn die EU hatte bereits gedroht, Deutschland wegen der hohen Belastung des Grundwassers mit Nitrat zu verklagen. Inzwischen geht der Sommer 2016 zuende. Die neue Düngeverordnung ist noch immer nicht fertig – aber unsere Forderungen sind so aktuell wie eh und je. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrar- und Waldpolitik legte der Bundesregierung einen alarmierenden Bericht vor: Es muss schnell etwas passieren, um den Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz zu verbessern.

Dringend rät der Beirat, Produktion und Verbrauch von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren und den Appell beispielsweise mit Hilfe einer Mehrwertsteuer-Erhöhung zu unterstreichen. Auch eine Stickstoff-Abgabe schlagen die Wissenschaftler*innen vor. Das Gutachten könnte nochmal etwas Schwung in die politische Diskussion bringen. So fordert z.B. auch der agrarpolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Wilhelm Priesmeier, endlich die Hoftorbilanz einzuführen, um die Nährstoffkreisläufe nachvollziehen und verändern zu können.

Passend zum Thema äußerte sich auch das statistische Bundesamt. Einmal mehr liegt ein Jahr mit vielen Pannen bei der Güllelagerung und beim Gülle-Transport hinter uns. 9,6 Millionen Liter Jauche, Gülle und Silagesickersaft sind 2015 ausgelaufen und in die Umwelt gelangt. Obwohl es in vielen Fällen Maßnahmen gab, Teile der Nährstoffüberdosis wieder einzufangen, war das bei rund 5,7 Millionen Litern nicht möglich. Diese Gülle gefährdet das Trinkwasser und verseucht Böden.

Dabei kommen die Umweltfolgen dieser Pannen zu einer dramatischen Gesamtsituation hinzu: In den Tierhaltungsregionen gelangt auch ohne Leckagen viel zu viel Gülle auf die Felder. Die biologische Vielfalt leidet auch unter dem „normalen Betrieb“, der längst nicht mehr normal ist, sondern viel zu konzentriert und viel zu industrialisiert. Doch Massenproduktion für Discounter und Weltmarkt zerstören die Umwelt und sind mit Tierschutz nicht zu vereinbaren.

Eine Agrarwende wird möglich, wenn die Politik vom Exportkurs runter kommt und klare Regeln für die Förderung von guten Diensten für die Umwelt und enkeltaugliche Landwirtschaft entwickelt. Zugleich braucht es die Umkehr in den Köpfen der Menschen: denn wer immer die billigsten Lebensmittel kaufen will, schadet am Ende der eigenen Gesundheit, der Umwelt und den Bauernhöfen.

Unterzeichne jetzt unseren Appell!


Bild: Aktion am 05. Januar 2015 von dem Agrarministerium – Aktion Agrar / CC

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Leonie Dorn

Vergisst beim Anblick von Klatschmohn all ihre Sorgen und trauert Jon Stewart immer noch nach.

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