Die dunkle Seite der Mast – Straathofs Schweine-Imperium stürzen

Kampagne gegen Straathof-Megaställe

Zusammenfassung unserer Kampagne von 2014 bis 2015
Um keine Neuigkeiten mehr zu verpassen, abonniere den Newsletter.

Megaställe und Billigfleisch

Ein Tierhaltungsverbot für Europas Ferkelbaron Adrianus Straathof setzt ein wichtiges Signal gegen die Massentierhaltung. Seine Megaställe stehen für ein System der Billigproduktion, das Bauernhöfe verdrängt und Tiere systematisch leiden lässt. Doch der Widerspruch Straathofs zeigt: Der Kampf ist noch nicht vorbei. Jetzt braucht es klare Beweise, engagierte Agrarminister und eine öffentliche Diskussion, um Tierfabriken zu stoppen und die Agrarwende einzuleiten. Helfen Sie mit, das Schweineimperium zu Fall zu bringen!

Tierhaltungsverbot für den Schweinebaron

Ende 2014 verhängte ein mutiger Landrat in Sachsen Anhalt ein Tierhaltungsverbot gegen Adrianus Straathof, einen der größten Ferkelproduzenten Europas. Dem Chef eines Schweinekonzernes, der jährlich 1,5 Millionen Schweine verkauft, wird wiederholter Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, gegen Baurecht und Immssionsschutz vorgeworfen. Schreckliche Bilder aus Straathofställen erschütterten viele: totgeschlagene Ferkel, viel zu enge Boxenstände für Muttersauen, riesige Fabrikanlagen mit Zehntausenden von Tieren und Schlachtschweine mit schweren Leistenbrüchen und entzündeten Wunden, zu krank für den Schlachthof.
Straathof nahm beträchtliche Bußgelder für sein Handeln in Kauf, über Jahre schien dieses „Geschäftsmodell“ aufzugehen. Gegen das Verbot hat er sofort Widerspruch eingelegt.

Das Tierhaltungsverbot gegen einen ganz großen Massentierhalter ist ein Politikum und eine überfällige Maßnahme – viel zu lange haben die Genehmigungsbehörden beide Augen zugedrückt und sich von dem aggressiven Investor unter Druck setzen lassen. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass das Tierhaltungsverbot vor Gericht auch durchgesetzt wird.

Bisher steht nur die Schließung einer Schweineanlage in Gladau in Sachsen-Anhalt fest. Über 20 Megaställe betreibt Straathof über sein Firmengeflecht in Deutschland.

Straathofs Unternehmen ist ein Beispiel dafür, wohin sich die Tierhaltung entwickelt, wenn sie nur noch Masse und Billigproduktion im Blick hat, wenn Bauernhöfe verdrängt werden und Großinvestoren an Dutzenden von Orten zentral gesteuerte Mastfabriken aufziehen. Solche Konzern-Modelle haben mit bäuerlicher Landwirtschaft nichts zu tun. Wir müssen sie auf dem Weg zur Agrarwende schnellstens hinter uns lassen. Helfen Sie mit!

Was die Agrarminister tun sollen

Straathof hat gegen das Tierhaltungsverbot Widerspruch eingelegt. Damit das Verbot vor Gericht Bestand hat, braucht es aus allen Bundesländern, in denen Straathofs Ställe stehen, Beweise. Diese kommen bisher vor allem aus Sachsen-Anhalt. Die übrigen betroffenen Bundesländer, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Brandenburg und Bayern, halten sich noch bedeckt. Wir rufen die Agrarminister dieser Bundesländer dazu auf, Beweise auf den Tisch zu legen und weitere Maßnahmen einzuleiten, um Verstöße in Tierfabriken in Zukunft schneller und wirksamer zu ahnden.

* Wir fordern von den Agrarministern, einen intensiven länderübergreifenden Datenaustausch über Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, Baugesetz oder Immissionsschutzgesetz bei auffällig gewordenen Tierhaltungsbetrieben einzurichten.

* Damit sich die Lage in der Tierhaltung verändert, müssen Landes-Tierschutzpläne aufgelegt und umgesetzt werden, wie es das Land Niedersachsen aktuell vormacht. Der Plan enthält unter anderem Ausstiegs-Szenarien aus den immer noch verbreiteten Praktiken des Schnabelkürzens bei Legehennen oder dem Kupieren der Schweineschwänze. Die Veterinärämter müssen besser ausgestattet werden, um wirksame Kontrollen zu ermöglichen.

* Ein bundesweites Tierschutz-Verbandsklagerecht ist längst überfällig. Allerdings fällt auch auf, dass sämtliche 5 „Straathof-Länder“ noch ohne ein Landesgesetz sind. Sechs andere Bundesländer haben ein solches verabschiedet, das Nordrhein-Westfälische Modell hat Vorbildcharakter, weil es
einige wichtige Klagemöglichkeiten beinhaltet, sowohl bei Genehmigungen von Tierhaltungsanlagen als auch, wenn Behörden bei Verstößen gegen Tierschutzgesetze nicht handeln.

* Es geht uns dabei nicht nur um Straathof. Wir brauchen eine artgerechte Tierhaltung auf Bauernhöfen statt in Agrarfabriken, eine flächengebundene Tierhaltung, bei der nur so viele Tiere gehalten werden, wie das Land des Betriebs ernähren kann. Dafür muss auch die Förderpolitik verändert werden: Kein Euro soll mehr für Tierfabriken ausgegeben, die artgerechte Haltung hingegen gezielt gefördert werden. Dies wäre ein entscheidender Beitrag auf dem Weg zu einer Agrarwende.

Wie bringen wir das Schweineimperium zu Fall?

Um Agrarindustrielle wie Straathof zu stoppen, braucht es mutige Veterinäre und Politiker sowie eine öffentliche Diskussion.

Die Agrarminister der Bundesländer können einiges tun, um Agrarkonzernen das Handwerk zu legen, die das Tierschutzgesetz verletzen. Mit unserem Appell fordern wir sie dazu auf und konfrontieren sie mit Aktionen in den Landeshauptstädten oder in direkten Gesprächen mit unserem Anliegen. Auch an den Straathof-(Ställen)-Anlagen wollen wir mit Bürgerinitiativen gemeinsam aktiv werden und einfordern, dass auch dieser Stall geschlossen wird.

Für die öffentliche Diskussion können wir alle sorgen. An vielen Standorten von Straathofs Ställen sind Bürgerinitiativen aktiv, in den Städten haben bereits viele Menschen dem Industriefleisch den Rücken gekehrt. Jetzt machen wir gemeinsam Druck und verfolgen aktiv den Prozess und das Handeln der Agrar-Minister.

Schließen Sie sich unserer Kampagne an: Stürzen wir gemeinsam das Schweineimperium!

Ferkelbaron Straathof darf keine Schweine mehr halten

Behörden reagieren spät – was wir brauchen ist eine Agrarwende ohne Tierfabriken

Es ist eine kleine Sensation, dass nach vielen Jahren erschreckender Skandale endlich etwas geschieht: Einer der größten Ferkelzüchter Europas, der Niederländer Adrianus Gerardus Maria Straathof, der jährlich 1,5 Millionen Ferkel verkaufte, darf keine Schweine mehr halten. Der niederländische Megastallbetreiber zeigte über Jahre, dass er nichts hält von Tierschutzbestimmungen und Genehmigungsbehörden.

Der Mann hat den Bogen deutlich überspannt, steht aber nicht nur als rücksichtsloses Individuum da. Er trieb es besonders weit mit einer Logik, die tief eingedrungen ist in die Landwirtschaft in unserem Land: Billigste Massenproduktion mit hohen Exportraten. Das aber führt in die Katastrophe: für den Tierschutz, unsere Gesundheit, das Trinkwasser, das mit Nitrat aus Massenställen belastet wird – und für die Bäuerinnen und Bauern, die einst ein Auskommen haben konnten mit überschaubaren und gepflegten Tierbeständen. Ganz zu schweigen von globaler Futtermittel-Beschaffung (incl. Vertreibung, Verschärfung des Hungers, massiven Gentechnik-Anbaus) und Tiertransporten in Schlachthöfe, in denen Billig-Arbeitskräften aus Osteuropa ausgebeutet werden.

Wir brauchen über dieses Haltungsverbot hinaus Regeln, die tiergerechte Ställe und Behandlung festlegen! Bei fairen Preisen für gute Produkte.

Bußgelder für Megaställe

Straathof hat es darauf ankommen lassen und muss so etwas wie Allmachtsgefühle entwickelt haben, wenn er Verstöße gegen den Tierschutz und hohe Strafen dafür eiskalt einrechnete. Ohne Genehmigung stallte er Schweine in Mecklenburg-Vorpommern ein, wissend, dass die Behörde Angst haben würde, die von ihm für den nicht-freigegebenen Stall bestellten Tiere zurückzuweisen und mit Schadensersatzforderungen konfrontiert zu werden. 25.000 Euro Strafgeld war ihm der Spaß wert. In Sachsen-Anhalt kam er allein für die Anlagen in Gladau und Binde (50.000 und 30.000 Schweine) auf 1,4 Millionen Euro Bußgelder.

Streit mit dem WDR

Als der Westdeutsche Rundfunk Ende 2013 eine kritische Berichterstattung über Straathofs Ställe brachte, folgten prompt Unterlassungsklagen gegen den Sender und mehrere Zeitungen, die ebenfalls berichteten.

Umweltschützer und Bauern warnen, Fotos von Tierquälerei

Viele Tier- und Umweltschützer sowie Bauern hatten seit Jahren gewarnt und informiert, zu lange geschah nichts. Aber langsam zog sich dann die Schlinge zu. Im Dezember beschloss der Landrat des sachsen-anhaltinischen Landkreises Jerichower Land, Steffen Burchardt von der SPD, ein Tierhaltungsverbot gegen Straathof auszusprechen. Ausgestattet mit reichlich Beweismaterial seiner Amtstierärzte und unterstützt vom Landes-Landwirtschaftsminister Hermann Aeikens, CDU. Zeitgleich stellte auch der Baden-Württembergische Ferkel-Schlachthof in Kupferzell Anzeige, untermauert mit gruseligen Fotos todkranker Ferkel, die allesamt von Straathof-Betrieben angeliefert worden waren.

Kritische Bauernstimme

Es ist spannend, wie es weitergeht. In der kritischen Bauernstimme sagte ein Schweinehalter: „Man hat Straathof den Führerschein weggenommen, nicht das Auto. Jetzt wird er sich einen Fahrer nehmen.“ Das genau gilt es aber zu verhindern: Das Verbot gegen Straathof ist eine Chance, einige Anlagen stillzulegen, die ganz und gar nicht vereinbar sind mit einer zukunftsfähigen bäuerlichen Landwirtschaft. Wir sagen schon jetzt: Finger weg von faulen Tricks! Tierfabriken stoppen!

Ein verbotener Umgang mit Tieren

Unübersichtlich verschachtelte Tochterfirmen, die sich gelegentlich gegenseitig übernehmen und das ganze Unternehmen extrem unübersichtlich machen? Ja, das kennen wir von großen Banken und Konzernen, die Gewinne an der Steuer vorbei rechnen oder verhindern wollen, dass ein starker Betriebsrat die Interessen der Beschäftigten zu nachdrücklich vertritt.
Aber rund um den Schweinestall?

Bundesweites Tierhaltungsverbot

Der Niederländer Adrianus Straathof ist ein Verschachtelungskünstler. Er verkauft allein in Deutschland pro Jahr über 1,5 Millionen Ferkel aus mehr als 20 Anlagen. Er betreibt auch in Belgien und den Niederlanden Megaställe, was ihn zu einem der größten Ferkelproduzenten Europas macht. Seine Unternehmens-Struktur wäre vielleicht keine große Nachricht, wenn nicht am 24. November vergangenen Jahres ein aufrechter Landrat versucht hätte, dem mächtigen Schweinebaron, Einhalt zu gebieten. Wegen fortlaufender schwerer Verletzungen des Tierschutzgesetzes verhängte der Landkreis Jerichwoer Land östlich von Magdeburg ein Tierhaltungsverbot gegen Straathof, bundesweit gültig.

Was bisher geschah…

Das Vorgehen des Landrates Steffen Burchardt war kein Schnellschuss. Seit Jahren sammelt der niederländische Schweinemillionär Bußgeldbescheide und Strafbefehle wie andere Menschen Briefmarken. Er betreibt insgesamt 25 Anlagen in Deutschland, kaum eine mit weniger als 10.000 Schweinen. Viele Anlagen entstanden in den letzten Jahren, als der Ruf des Investors in den Niederlanden schon arg angekratzt war. Sein Einstieg in die Ferkelproduktion und Schweinemast in Deutschland war kein Auftritt auf leisen Sohlen. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz haben immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, Genehmigungsbehörden rieben sich die Augen, weil Straathof Ställe vor der Freigabe in Betrieb nahm, Filter zwar installierte, aber nicht eingeschaltet ließ und gleichgültig Buß- und Strafgelder in sein Betriebsmodell einkalkulierte.

Irgendwann war es aber genug und das Veterinäramt ging zum Angriff über. Fast gleichzeitig erstattete ein Schlachthof in Baden-Würrtemberg Strafanzeige, weil ständig schwer kranke Tiere aus Straathof-Ställen angeliefert wurden. Der Agrarminister Sachsen-Anhalts, Hermann Onko Aeikens (CDU) stellte sich hinter den SPD-Landrat, und das Verwaltungsgericht in Magdeburg wies den ersten Einspruch des Schweinebarons gegen das Haltungsverbot zurück. Seitdem brach im Straathof-Imperium hektische Betriebsamkeit aus. In fast jedem Unternehmen des Schweinehalters ließ der Baron andere Personen für die Geschäftsführung eintragen.

Jetzt muss sich erstmal gar nichts ändern

Straathof klagt gegen das Schweinehaltungs-Verbot. Ein erster Prozesstermin platzte, weil wichtige Unterlagen plötzlich verschwunden waren. Eine seiner Anlagen, der Megastall in Gladau, wird tatsächlich stillgelegt. Mit dem ersten Anlauf, das Verbot zumindest vorläufig aussetzen zu lassen, hatte der Schweinebaron noch kein Glück. Am 17. April 2015 aber stoppte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg das Tierhaltungsverbot vorläufig. Es will vor der Entscheidung im Hauptsacheverfahren nicht so weitgehende Fakten schaffen, weist aber darauf hin, dass es um ein „(zumindest) bundesweit geltendes Berufsverbot“ gehe. Deutlich macht es auch: die anderen Bundesländer haben nicht so harte Vorwürfe vorgelegt wie Sachsen-Anhalt. Dabei sind auch dort die Listen der Verstöße lang. Sind die Politiker*innen, die sich teilweise für den Investor aus dem Fenster gelehnt hatten blind auf dem Tierschutzauge? Was alles darf in den Tierfabriken denn noch passieren? Natürlich ist es ein weitgehender Eingriff, einem Tierhalter die Tierhaltung zu verbieten. Aber wenn ein solches Verbot gegen einen Tierquäler wie Straathof keinen Bestand hat, wofür gibt es dieses Instrument dann überhaupt?

Der Schweinekrimi geht weiter…

Straathofs unheimliches Schweineimperium ist ein Extrembeispiel. Aber leider nicht einmalig, weil die Konzentration in der Tierhaltung unaufhörlich fortschreitet. Seit dem Jahr 2000 haben vier Fünftel aller schweinehaltenden Betriebe in Deutschland aufgegeben. Immer mehr Schweine leben in Ställen mit über 1000 Artgenossen, immer mehr auch in Megaställen mit bis zu 60.000 Schweinen in einer Tierfabrik.
Adrianus Straathof muss das Handwerk dauerhaft gelegt werden. Die Tierhaltung im ganzen Land muss von der Tierfabrik weg kommen zu einer flächengebundenen Tierhaltung. Mit Sonne für die Sau und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Straathof übergibt Firmenanteile an Treuhänder

Fast direkt nach dem Kampagnenstart „die dunkle Seite der Mast“ meldet der Schweinebaron den nächsten Schritt seines Unternehmens-Umbaus: Adrianus Straathof hat Firmenanteile auf den Treuhänder und Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff übertragen.
Die Maßnahme soll sein Schweine-Imperium dem Zugriff der Behörden entziehen, wenn es hart auf hart kommt. Letztlich dient der juristische Schachzug vor allem dem Anliegen, weiter Millionen von Schweinen verkaufen zu können.
Der adlige Jurist Graf Brockdorff ist Spezialist für Insolvenzen und brachte in der Vergangenheit unter anderem einem Orgelbauer bei, wie der – unter Beteiligung einer Finanz-Agentur – Kirchengemeinden zu einem Mietkauf einer neuen Orgel bringen kann oder leitete den Einstieg des Internet-Textilhändlers Zalando in die Berliner Modemesse Bread & Butter ein.

Diesen Schritt erklärte Straathof mit einer Vokabel, die auch die jetzt zurücktretenden Chefs der Deutschen Bank, die Herren Jain und Fitschen viele Male bemühten: Den Kurswechsel im Unternehmen. Der Agrar-Industrielle sagte: „Ich habe mich dazu entschlossen, diesen Schritt zu gehen, um einen Kurswechsel im Unternehmen einzuläuten. Dazu braucht die LFD Holding eine umfangreichere und starke Führungsmannschaft.“

Er erklärt ergänzend, dass er mit dieser Umstrukturierung die stabile Geschäftsgrundlage des Unternehmens erhalten wolle. Und er verspricht, eine tierwohlgerechte Haltung „in allen Prozessen und an allen Standorten“ zu sichern. Ein Beirat für Tierwohl, soll eingerichtet werden. Diese Ankündigung löst bei vielen Straathof-Beobachter*innen nur ein Kopfschütteln aus: Wer in einer solchen Situation den Begriff Tierwohl verwende, wolle offensichtlich vermeiden, auf artgerechte Haltung festgelegt zu werden und versuchen, gesetzlichen Tierschutzplänen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Straathof scheint mit diesen Maßnahmen dem wachsenden Druck seitens der Gesellschaft entgegensteuern und das Ansehen seines Konglomerates retten zu wollen.

Wir bezweifeln, dass ihm dies gelingen wird – und bleiben auf jeden Fall dran.

Der Prozess um das Tierhaltungsverbot geht weiter

Der Prozess rund um das Straathof-Imperium wird bald weitergehen. Medienberichten zu Folge hat der Landkreis Jerichower Land bei Magdeburg am Montag die Wiederaufnahme der Verhandlungen um die Verstöße Straathofs gegen die Tierschutzbestimmungen beantragt. Seit Februar ruht der Prozess auf Wunsch beider Parteien. Einen genauen Termin für den Verhandlungsbeginn gibt es bisher noch nicht.

Es handelt sich hierbei um das brisante Hauptsacheverfahren, welches für Straathof mit einem Tierhaltungsverbot enden könnte. Derselbe Landkreis hatte letzten November ein sofortiges Tierhaltungsverbot gegen Adrianus Straathof ausgesprochen, welcher im Eilverfahren dagegen geklagt hatte. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg entschied im April, das Verbot vorläufig auszusetzen und den Ausgang dieses Hauptsacheverfahrens abzuwarten.

In dem kommenden Prozess geht es um viel. Ein Tierhaltungsverbot würde für den Schweinebaron bedeuten, dass er keine Verantwortung mehr für Tiere übernehmen darf und einem Berufsverbot gleichkommen. Die Schließung weiterer Straathof-Anlagen würde in greifbare Nähe rücken. Der Agrarinvestor hat allerdings vorgesorgt und die wichtigsten Posten in seinem Schweineimperium schon jetzt an Strohmänner vergeben. Wie er das Firmengeflecht neu geordnet hat, siehst Du in unserer Karte des Schweineimperiums.

Der Ausgang des Prozesses wird Signalwirkung auf die gesamte Fleischbranche haben, Tierhaltungsbedingungen in Deutschland nachhaltig beeinflussen und die Weichen für Bauernhöfe statt Agrarfabriken stellen. Jetzt ist der Moment, Druck aufzubauen und die Behörden anderer Landkreise zu ermutigen, mehr Beweise gegen Straathof auf den Tisch zu legen. Es wurden bereits unzählige gesammelt, weitere sollten nicht schwer zu finden sein.

Weitere Razzien in Straathof-Anlagen

Die Betriebe des Straathof Konzerns sind weiterhin im Visier der Behörden: Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Augsburg wurden letzten Mittwoch die beiden bayerischen Straathof-Anlagen, Reichertsweiler Hof und Gut Sternbach, von der Polizei und den Veterinärbehörden durchsucht. Rund 100 Personen waren seit früh morgens an dem Einsatz beteiligt. Der Verdacht: Tierquälerei und Verstoß gegen Hygienevorschriften.

Im Fokus der Ermittlungen stehen vier Verantwortliche der Betreibergesellschaft. Beide Betriebe gehören der Straathof-Strehle GmbH an, deren Geschäftsführer war noch bis Januar Adrianus Straathof, nun haben dort Franz Josef Bleichner und Bartholomeus Goumans das Sagen.

Nachdem vergangenen Dezember der Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt ein Tierhaltungsverbot gegen Straathof ausgesprochen hatte, wurden auch die beiden bayerischen Betriebe kontrolliert und die Behörden im Landkreis Donau-Ries prüften, ob das Tierhaltungsverbot auch für Bayern gelten könnte. Auf den Kontrollergebnissen im Dezember basieren nun die Durchsuchungen.

Zur gleichen Zeit wurden letzten Mittwcoh auch Straathof-Büros in Gladau, Sachsen-Anhalt durchsucht. Dort befindet sich der Firmensitz der Straathof-Strehle GmbH. Laut dem Unternehmen wurden Unterlagen zu Veterinärsrechnungen und Lebenszyklen der Tiere mitgenommen. Gladau ist der Firmensitz vieler Straathof-Tochterfirmen und auch der der Straathof-Holding, bevor sie ins brandenburgische Ziesar umzog. Ein Einbruch in die gladauer Büros sorgten vergangenen Februar für aufsehen.

Ein bundesweites Tierhaltungsverbot für Straathof wird zur Zeit vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg verhandelt. Die hier sichergestellten Beweise müssen nun genutzt werden, um das Berufsverbot endgültig durchzusetzen.

Aktion Agrar fordert die Behörden der Landkreise auf, sich über ihre Ermittlungen im Fall Straathof auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.

Umweltministerium kämpft gegen die dunkle Seite der Mast

In einem neuen Gesetzespaket zur Steuerung der Tierhaltung, welches Umweltministerin Hendricks gestern in Berlin vorstellte, sind schärfere Regelung für den Neubau von Mastanlagen geplant, sowie mehr Einfluss der Kommunen auf die Bauvorhaben. Anlagen ab 1.500 Schweinen, 600 Rinder, 30.000 Geflügel oder 15.000 Legehennen sollen künftig einen Bebauungsplan benötigen, und würden damit ihr landwirtschaftliches Privileg verlieren. Ab dieser Größe benötigen Betriebe bereits eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Auch das Gesetz hierzu möchte Hendricks verschärfen: die Prüfung soll künftig nicht mehr durch ein Aufteilen der Anlage in mehrere kleine Ställe umgangen werden können. Verbessert werden sollen auch die Auflagen zur Fütterung, zu Staub- und Geruchsemissionen und dem Ausbringen von Gülle, Dünger und Mist.

Kritik hagelte es bereits vom Deutschen Bauernverband. Das Landwirtschaftsministerium zeigte sich skeptisch. Unterstützung bekam Hendricks von den Grünen sowie einigen Bio-Verbänden. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, BUND, EuroNatur, Deutscher Tierschutzbund und NEULAND forderten zusätzliche Verschärfungen im Tierschutzrecht, um den Bau von neuen Anlagen zu verhindern.

Mit den Kampagnen „Die Dunkle Seite der Mast“ und „Tierfabriken den Gülle-Hahn zudrehen!“ setzt sich Aktion Agrar für einen besseren Tierschutz, flächengebundene Tierhaltung und gegen Tierfabriken ein. Solche Mastanlagen bieten keine Perspektiven außer Dumpingpreise und Billigexporte. Wir müssen sie auf dem Weg zur Agrarwende schnellstens hinter uns lassen.

Wadelsdorfer Widerstand gegen Straathof-Anlage

Wir sind eine von 40 Bürgerinitiativen in Brandenburg, die sich gegen Massentierhaltung und Mastbetriebe engagieren. Seit Oktober 2014 setzen wir uns gegen den fragwürdigen Bestandsschutz und die unrechtmäßige Wiederinbetriebnahme der Ferkelzuchtanlage in der anliegenden Gemeinde Hornow – Wadelsdorf ein. Inhaber der Anlage ist der als Schweinebaron bekannte Niederländer Adrianus Straathof, der größte Schweinezüchter Europas, der seit geraumer Zeit durch alle Medien bekannt geworden ist. Die schrecklichen Bilder aus Straathofs Anlagen kann niemand mehr vergessen, der sie einmal gesehen hat. Viel zu viele Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht, kranke und tote Tiere, einzig zu dem Zweck, diesen Tier-Großfabrikanten noch reicher zu machen. Straathof hält sich weder an deutsches Baurecht (die Anlage in Wadelsorf wurde lange als Schwarzbau errichtet) noch an andere Gesetze (z.B. Immissionsschutz) oder den Tierschutz. Er ignoriert die gesetzlichen Regeln und ist damit leider sehr erfolgreich. Das wollen wir als Bürgerinitiative nicht zulassen.
Straathofs Megastall-Strategie hat in den letzten 10 Jahren dazu beigetragen, dass Zehntausende bäuerlicher Betriebe aufgeben mussten. Endlich hat das Verwaltungsgericht Magdeburg Adrianus Straathof in November 2014 mit einem bundesweiten Tierhaltungs- und Betreuungsverbot belegt. Trotzdem laufen seine Anlagen weiter und auch unsere Behörden sind nicht in der Lage, dieses Recht gegen diesen Groß-Industriellen durchzusetzen, er wird bis heute von unserer Landesregierung geschützt. Bereits jetzt landen jährlich über 4 Millionen Schweine im Müll, das zeigt, dass wir keine weiteren Anlagen – weder in Wadelsdorf, noch sonst wo – brauchen. Seit Januar 2015 läuft ein Gerichtsverfahren vertreten durch den NABU, gegen das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Von Oktober bis April lief unsere Online-Petition gegen die neue Ferkelzuchtanlage in Wadelsdorf bei der wir über 5.000 Unterschriften gesammelt haben. Wir setzen uns solange weiter für die Tiere, die Menschen, die Umwelt und unser ländliches Leben ein, bis rücksichtslose Agrarindustrielle wie Straathof in die Schranken gewiesen werden.

MahlZeit mit Aktion Agrar in Cottbus und Drebkau

Am Sonntag den 13. September ist Aktion Agrar zusammen mit dem Volksbegehren gegen Massentierhaltung Brandenburg gegen Tierfabriken á la Straathof unterwegs. Und wir laden Dich herzlich ein, dabei zu sein!

Im Rahmen des bundesweiten Aktionswochenendes „Mahlzeit“, zu dem zahlreiche Umwelt-, Tierschutz und Bäuerinnen- und Bauern-Organisationen aufrufen, starten wir ein Aktionsmenü in Cottbus und Drebkau gegen Massentierhaltung:

Vorspeise: Tierfabrikenfreies Fingerfood. Serviert mit frischen Informationen über Massentierhaltung in Brandenburg und die Machenschaften des Straathof Konglomerats.

Hauptgang: Die Möglichkeit, direkt vor Ort Briefwahlunterlagen für das Volksbegehren gegen Masssentierhaltung zu bestellen und die Petition gegen Straathof’s Schweine-Imperium zu unterschreiben. Beilage: Ein großes rosa Protest-Kreuz mitten in der Stadt.

Nachspeise: gemeinsame (10 minütige) Fahrt zur größten Mastanlage Brandenburgs in Drebkau. Dort findet eine Demonstration und Kundgebung statt.

Treffpunkt: Ab 11 Uhr in der Cottbusser Innenstadt (genaue Adresse wird noch bekannt gegeben)

11.-13. September 2015 kommen unter dem Motto „MahlZeit – Für gutes Essen ohne TTIP, Gentechnik und Tierfabriken“ in ganz Deutschland Menschen zusammen um gemeinsam zu essen, zu diskutieren und ihr „Rezept“ für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft aufzuschreiben. Aus diesen Rezepten wird dann das erste „Wir haben es satt!“-Kochbuch entstehen, welches im Vorfeld der nächsten Großdemonstration im Januar 2016 an die Politik übergeben wird. Weitere Informationen zu MahlZeit findest Du hier: http://www.wir-haben-es-satt.de/start/mahlzeit

Fotos von Yvonne Berger, diegruenekuh.blogspot.de/

Aktion von Agrar in Drebkau anlässlich von „MahlZeit gegen Tierfabriken“ am 13.09.2015 zusammen mit „Lausitz gegen Tierfabriken“ zur Unterstützung des Volksbegehrens gegen Tierfabriken in Brandenburg. Fotos von aktionagrar.

Potestkreuzes gegen die Ferkelfabrik Alt Tellin

Im Mecklenburgischen Alt Tellin steht die größte Mastanlage Europas mit fast 70 000 Tieren. Der Megastall wurde Schauplatz zahlreicher Verstöße gegen Tierschutz und Baurecht durch Straathof und seine Mitarbeiter. Am Samstag den 19.09. errichtet die schon jahrelang aktive Bürgerinitiative Rettet das Landleben vor der Anlage ein riesiges rosa Andreaskreuz, das Protestsymbol gegen Massentierhaltung, was künftig auf Dauer gegenüber der Mastanalge des Konglomerats stehen soll.

Am Samstag, den 19. September enthüllten Bürgerinitiativen in Mecklenburg-Vorpommern ein sechs Meter hohes Protest-X aus Metall. Rosa gestrichen mahnt es nun direkt gegenüber des Megastalls von Adrianus Straathof in Alt-Tellin, in dem er über 60.000 Schweine hält.
Immer wieder wehte starker Ammoniakgeruch über die Kundgebungsfläche. Mehr als 250 Menschen waren zusammen gekommen und forderten das Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände, ein Ende der Subventionen für Tierfabriken und eine Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft.
Aktion Agrar zeigte mit einer kleinen Performance, wie Agrarinvestoren dörfliche Strukturen und das Gesicht der Landwirtschaft verändern.
Live-Musik von „Krach“, leckere Suppe und feine Kuchen machten aus dem Nachmittag auch ein Ereignis, bei dem es neue Energie für den Streit für die Agrarwende zu tanken gab.

.

Alt-Tellin, Protestaktion am 19.09.2015,
Fotos von Nicola Arnold, Aktion Agrar

Urteil: Straathofs Schweineställe unterlaufen Anforderungen

Gute Nachrichten im Fall Straathof: Am 24. November wies das Oberverwaltungsgericht Magdeburg in der Auseinandersetzung zwischen Schweine-Baron Adrianus Straathof und dem Landkreis Jerichow Land die Klage des Agrarindustriellen zurück.

Straathof hatte gegen das gegen ihn verhängte Tierhaltungsverbot geklagt, weil er vor allem die Kritik an den Kastenständen für Muttersauen in seinen Anlagen für ungerechtfertigt hielt. Dieses Nebenverfahren ist nun zu Gunsten des Tierschutzes entschieden worden. Das OVG verwies auf die Tierschutznutztierverordnung, die regelt, dass schwangere Sauen und Mutterschweine mit kleinen Ferkeln im Liegen ihren Kopf und ihre Beine ungehindert ausstrecken können müssen. Davon waren die Kastenstände in der Mega-Anlage in Gladau weit entfernt.

Aktion Agrar informiert auf den Kampagnenseiten www.schweine-imperium.de über das Firmengeflecht des Agrarindustriellen. Das Tierhaltungsverbot muss nun Bestand haben – aber vor allem müssen die Agrarminister der Straathof-Bundesländer handeln. Für eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung, für die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft.

Wir brauchen weiterhin dringend das Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände, besser ausgestattete Veterinärbehörden und Tierschutzpläne in allen Bundesländern.