Ackerland ist die Grundlage der Welternährung.
Insbesondere im Globalen Süden bedroht Land Grabbing die Lebensgrundlage vieler Bäuerinnen und Bauern. Durch großflächige Landnahmen sichern sich Investor:innen Flächen, die zuvor der lokalen Bevölkerung zur Ernährung und Existenzsicherung dienten. Zumeist werden dann Futter- und Lebensmittel für den Export angebaut. Dass das überhaupt möglich ist, ist das Ergebnis mangelhaft durchgesetzter oder fehlender Landrechte. Kleinbäuer:innen, Indigene oder Nomaden werden gewaltvoll vertrieben und der weltweite Hunger wird durch Großprojekte weniger Investor:innen und Land Deals verschärft.
Landkonzentration ist ein globales Phänomen, aber der Kampf um Boden verschärft sich auch hierzulande drastisch.
In Europa besitzen lediglich 3% der landwirtschaftlichen Betriebe über 50% der Fläche [1]. Seit 2005 sind die Kaufpreise in Deutschland im Schnitt um mehr als 190% gestiegen [2]. Land wird knapper, teurer und ist immer ungleicher verteilt. Diese Entwicklungen befeuern das kontinuierliche Höfesterben in Deutschland. Allein von 2007 bis 2016 musste hierzulande jeder dritte Hof schließen, die Gesamtzahl der Höfe hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert [3].
Die Gründe für die Zuspitzung am Bodenmarkt sind divers: natürliche Knappheit von Boden, fortschreitende Degradierung, Flächenversiegelung und die steigende Nachfrage nach Land. Problematisch sind besonders die Landkäufe durch außerlandwirtschaftliche Investor:innen, für die Land als langfristig sichere und rentable Anlagemöglichkeit fungiert.
Insbesondere die zunehmenden Übernahmen ganzer landwirtschaftlicher Betriebe sowie deren Flächen mittels sogenannter „Share Deals“ (Anteilskäufe von Betrieben) durch Investor:innen tragen zur steigenden Konzentration von Agrarland in den Händen von Wenigen bei. Land wird zum Spekulationsobjekt für finanzstarke Akteure [4].
Ortsansässige und bäuerlich wirtschaftende Betriebe haben es hingegen immer schwerer, an Acker- und Grünlandflächen zu kommen. Die steigenden Pacht- und Kaufpreise sind aus der landwirtschaftlichen Produktion zum Teil gar nicht mehr zu bezahlen. Zugang zu Kapital und Land sind dabei auch für junge Menschen, die sich eine Existenz in der Landwirtschaft aufbauen möchten die größten Hürden. Wir brauchen aber mehr Junglandwirte und Junglandwirtinnen für die Zukunft einer bäuerlichen Landwirtschaft − in Europa sind nur 6 % der Landwirt*innen unter 35 Jahre alt [5]!
Schließlich ist der Zugang zu Ackerland eine notwendige Voraussetzung dafür, dass Bäuer:innen Land selbstbestimmt, vielfältig strukturiert sowie ökologisch nachhaltig bewirtschaften können. Eine Vielzahl von Betrieben garantiert eine Vielfalt im Anbau und damit eine strukturreiche Kulturlandschaft mit hohem Wert für die Biodiversität.
Die Zeit drängt! Wir brauchen neue Ideen und fordern ein Umdenken in der Agrarpolitik, um den Zugang zu Land für (Jung-)Bäuer:innen wiederherzustellen und damit positive Effekte für Umwelt und Biodiversität und in strukturschwachen Regionen zu erzielen.
[1] EURSTAT: Agriculture, forestry and fishery statistics
[2] Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei – Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke; Fachserie 3 Reihe 2.4. Abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Baupreise-Immobilienpreisindex/Publikationen/Downloads-Bau-und-Immobilienpreisindex/kaufwerte-landwirtschaftliche-grundstuecke-2030240197004.pdf?__blob=publicationFile
[3] https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/heuchelei-hoefesterben-559691
[4] ALDI kauft dadurch mal eben einen Betrieb samt dessen Flächen von 6.000 ha in Sachsen-Anhalt, obwohl der direkte Kauf der Fläche untersagt werden könnte.
[5] EURSTAT (2020): Agriculture, forestry and fishery statistics. Dezember 2020. S. 24. Abrufbar unter https://ec.europa.eu/eurostat/documents/3217494/12069644/KS-FK-20-001-EN-N.pdf/a7439b01-671b-80ce-85e4-4d803c44340a?t=1608139005821

Das haben wir vor:
- Aktionsheft
Das neue Aktionsheft dreht sich genau um dieses Thema! Mit vielen Hintergrundinfos, Mitmachangeboten, und Aktionstipps soll es den Einstieg erleichtern und motivieren sich mit bäuerlicher Landwirtschaft und Agrarpolitik auseinanderzusetzen. Wenn viele Bescheid wissen, können wir gemeinsam was bewegen! Ihr könnt das Heft hier bestellen und verteilen.
- Initiativen vorstellen
Wir stellen euch über den Newsletter übers Jahr verteilt acht verschiedene Initiativen vor, die mit pfiffigen Ideen und voller Tatendrang neue Wege für einen gemeinwohlorientierten und bäuerlichen Zugang zu Land aufzeigen. Lasst euch inspirieren!
- Aktionen & politische Ansatzpunkte
In Sachsen-Anhalt soll ein neues Agrarstrukturgesetz verabschiedet werden. Zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland setzen wir uns dabei für die Berücksichtigung bäuerliche Belange ein, diskutieren mit Entscheidungsträger:innen und bringen öffentlichkeitswirksame Aktionen auf die Straße und vor den Landtag, dem Auftakt bildete die Aktion am 13.1. Anschließend haben wir gemeinsam mit der AbL und dem NABU Sachsen-Anhalt Wahlprüfsteine entwickelt und eine „5 vor 12“-Aktion zur Bodenpolitik veranstaltet. Wir informieren euch über kommende Aktionen.
- Forderungen für eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik
Der Bodenmarkt und die Regeln, wer Land zu welchen Preis kaufen oder pachten kann, gehen uns alle an! Nur gemeinsam können wir eine gemeinwohlorientierte Zielsetzung für die Agrarstruktur entwickeln. Zusammen mit unseren Partnerorganisationen und dir werden wir eine Postkarten-Aktion starten, um eure Stimmen für eine andere Bodenpolitik zu sammeln und gemeinsam an die entsprechenden Stellen zu überreichen. Am 3. September findet die Aktion und Übergabe in Berlin statt!
- Mitmachaktion
Agrarwende gemeinsam anpacken! Im Frühjahr startete unsere Mitmachaktion „Aktion Agrar Kartoffelspaß – Flächenfraß einsacken!“. Im Herbst gibt’s eine weitere ausgetüftelte Mitmachaktion. Gemeinsam mit Bauern und Bäuerinnen werden wir die skandalösen Zustände auf dem Bodenmarkt öffentlich machen und für Ackerland in Bäuer:innenhand eintreten.
- Aktionsradtour
Im Sommer wird es eine neue 5-tägige Aktionsradtour zum Thema geben. Macht schon mal eure Fahrräder fit und freut euch auf Fahrtwind und spannende Stationen.
- Infoflyer
Zusammen mit unseren Partner:innen vom Bündnis Junge Landwirtschaft und der AbL haben wir einen liebevoll gestalteten Infoflyer ausgearbeitet, um leicht verständlich Ursachen, Probleme und Lösungsmöglichkeiten zu erklären und euch aufzuzeigen wie ihr selber wirksam werden könnt.
- Workshops & Vorträge
Leider vorerst online, hoffentlich bald wieder persönlich, werden wir bei verschiedenen Veranstaltungen Workshops anbieten und mit euch über das Thema Zugang zu Land und bäuerliche Landwirtschaft diskutieren. Fragt uns gerne an.
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Unsere Partner:

Das Bündnis Junge Landwirtschaft setzt sich für die Interessen von jungen Gründer:innen in der Landwirtschaft ein.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ist eine bäuerliche Interessenvertretung, die für eine nachhaltige, sozial- und umweltverträgliche Landwirtschaft eintritt. Denn Vielfalt auf dem Acker und eine bäuerliche Landwirtschaft sind die Grundlage, um über unsere Ernährung selbst zu bestimmen.
Zum Weiterlesen:
- Ackerland in Bauernhand – Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft für dringend notwendige Regulierung des Bodenmarkts am Beispiel Anteilkäufe (Share Deals), Juli 2020.
- Agrarwende konkret – Wie wir die Landnutzung lokal umgestalten. FINC – in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Unser Land schafft Wandel. 2019.
- Your land, my land, our land: Grassroots strategies to preserve farmland and access to land for peasant farming and agroecology. Nyéléni Europa & Central Asia. April 2020.
- Bodenmarkt und Kapital: Korrektur gravierender Fehlentwicklungen notwendig. Positionspapier der Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU). 2019.