Lego…was? Die Reise der Sojabohne und Leguminosen als Alternative in der Tierfütterung
Der Sojaanbau und -export für die europäische Massentierhaltung – unter anderem in Brasilien Argentinien und Paraguay – bringt viele Probleme mit sich: in Südamerika werden in Landkonflikten Kleinbäuer*innen vertrieben und unersetzbare (Regen-)Wälder werden zu Sojaplantagen. Gentechnik und ein damit einher gehender Pestizideinsatz macht die Menschen krank und treibt den Schwund der Artenvielfalt voran. Für die langen Transportwege gelangen Klimagase wie CO2 in die Atmosphäre. In Europa werden viele Tiere auf zu engem Raum gehalten. Immer billiger muss das Fleisch produziert werden und den Landwirten bleibt oft nur der Bau noch größerer, durchindustrialisierter Ställe. Deutsche Tierzucht- und Mastbetriebe sind in der EU die größten Abnehmer von Sojaschrot, sie importieren jedes Jahr drei Millionen Tonnen davon, dazu kommen 3,7 Millionen Tonnen Bohnen.
Dabei gibt es Alternativen und viele großartige Ideen, wie diese zur Lösung der Probleme rund um die Soja beitragen können. Zum Beispiel bauen Landwirt*innen in Niedersachsen bereits Ackerbohnen, Lupinen und sogar Sojabohnen an, um Kühe, Schweine und Hühner zu füttern. Diese Pflanzen sind auch für den menschlichen Verzehr geeignet, gesund und tatsächlich ziemlich lecker. Und biologisch angebaute oder ohne Gentechnik produzierte Soja aus Europa und Übersee wird immer stärker nachgefragt. Kühe sind Weidetiere und bräuchten mehr Auslauf auf der Weide statt Hochleistungsfutter im Stall. Gingen die Tierzahlen für den menschlichen Verzehr herunter und wären die Lebensbedingungen der Tiere besser, müsste weniger Zusatzfutter gekauft werden. In der flächengebundenen Landwirtschaft werden nur so viele Tiere gehalten, wie über selbst angebautes Tierfutter satt werden.
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Lieferketten aus Südamerika – die interaktive Karte:
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Sojabohne aus Paraguay, konventionell
11.876 km
Anbau
San Pedro, Paraguay
In Paraguay wird auf 3,3 Millionen Hektar Soja angebaut. Der Anbau hat sich vom Osten inzwischen in den Westen ausgedehnt. Seit dem Jahr 2000 boomt dort Soja mit Gewinnen für Unternehmen und Großgrundgesitzer*innen und Verlusten für Kleinbäuer*innen, Umwelt und Artenvielfalt.
Privat-Gelände: Zugang Verboten. Schild auf einem Sojafeld in Paraguay. Bild: Regine Kretschmer
Transport
Villeta, Paraguay
Die Soja wird z.B. an ADM verkauft und per LKW, dann per Schiff über den Río Paraguay nach Villeta transportiert. Dort betreibt ADM einen seiner zentralen Soja-Umschlagplätze.
ADM (Archer Daniels Midland), ist einer der größten Agrarkonzerne weltweit. In den größten Soja-Anbau-Staaten in Südamerika, das sind neben Brasilien Argentinien, Paraguay und Uruguay, haben die multinationalen Konzerne ADM, Bunge, Cargill und Dreyfus (kurz „ABCD-Unternehmen“) eine enorme Marktmacht erlangt. 1995 waren nur Cargill und Dreyfus in der Region präsent. Dann begannen die Firmen, die gesamte Kette der Verarbeitung unter ihre Kontrolle zu bringen, vom Aufkauf der Produktion, Lagerhäusern und Silos, Häfen, Schiffen, Ölmühlen bis zum Handel mit Sojaprodukten an der internationalen Börse. Heute bestreiten die großen vier rund 50 Prozent der Sojaverarbeitung in der zentralen Anbauregion.
Endlose LKW-Ketten schlängeln sich während der Erntezeit über die Überlandstraßen in Paraguay – oft führen die Straßen direkt durch Dörfer und Ortschaften.
Paranaguá (150.000 Einwohner) ist Brasiliens wichtigster Exporthafen für Sojabohnen und andere Agrarprodukte. Über diesen Hafen laufen für Paraguay alle wichtigen Ein- und Ausfuhren, weil der Regierung von Paraguay dort ein zollfreier Anlege-Kai gehört.
Europa importiert jährlich 35,2 Millionen Tonnen Soja, einen Großteil davon aus Südamerika. Über 16 Millionen Hektar Land außerhalb von Europa werden mit Soja belegt, das erst in die Tiermägen wandert und dann in die Mägen der Konsument*innen von tierischen Produkten. Diese Fläche ist größer als das gesamte Ackerland in Deutschland (ca. 12 Millionen Hektar ohne Weideland). Über drei Millionen Tonnen Soja und Rapssaat werden jährlich im Hamburger Hafen umgeschlagen.
Die Hamburger Ölmühle von ADM ist die größte in Europa und weltgrößter Erzeuger von Biodiesel. In der Hamburger Ölmühle werden sowohl Sojaschrot als auch -öl hergestellt. Auch das Öl ist ein wichtiges Industrieprodukt, das etwa in Biodiesel und als Sojalecithin in Medizin, Kosmetik und in der Lebensmittel-Erzeugung Anwendung findet. Die Tierfutterindustrie weist gerne darauf hin, dass das Schrot als Abfallprodukt der Gewinnung von Sojaöl in die Futtertröge wandert. Doch die hohe Nachfrage nach billigen Sojabohnen gibt es von beiden Seiten. Würde weniger Sojaöl in den so genannten Biodiesel fließen, dann gäbe es dennoch den gleichen Bedarf an billigem Sojaschrot von den Tierfutterherstellern.
ADM Terminal und Ölmühle im Hamburger Hafen. Bild: GoogleStreetView
Transport
Agravis Kraftfutterwerk Oldenburg GmbH
Kauf durch die Agravis/Raiffeisen. Diese liefert z.B. an das Agravis Kraftfutterwerk in Oldenburg.
Die Agravis Raiffeisen AG ist eines der größten Unternehmen des Agrarhandels in Norddeutschland. Sie ist Teil der Raiffeisen-Genossenschaften, die zusammen etwa für 66 Prozent der deutschen Milchverarbeitung und für 50 Prozent des Handels mit Raps und Getreide verantwortlich sind. Fast jede/r Landwirt*in ist Mitglied in einer der regionalen Genossenschaften. Diese versorgen die Landwirte mit Düngemitteln, Saatgut und Agrartechnik und betreiben die Raiffeisen-Märkte. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) ist ein Dachverband, der die Interessen dieser Agrargenossenschaften in Politik und Öffentlichkeit vertritt. Sein Lobbyismus führt tief in die Politik und kennt keine Karenzzeiten: Der derzeitige Präsident des Deutschen Raiffeisen-Verbands Franz-Josef Holzenkamp, war nach seinem Amtsantritt noch CDU-Abgeordneter im Bundestag und gleichzeitig Lobbyist für den Wirtschaftsverband.
Deutsche Landwirte kaufen jährlich für mindestens sechs Milliarden Euro industriell hergestelltes Tierfutter. Viele auf Hochleistung gezüchtete Rinder, Schweine und Hühner brauchen das Kraftfutter, um in kurzer Zeit ihr Schlachtgewicht zu erreichen oder ihre Milchleitung zu erbringen. Das Mischfutter besteht meist aus einer Mischung aus Getreide (Weichweizen, Mais, Gerste etc.) und Ölkuchen (Soja- und Rapsschrot), meist auch aus weiteren Zusatzstoffen.
In Deutschland stellen 314 Betriebe Mischfutter für Nutztiere her. Die zehn größten Mischfutterhersteller besitzen einen Marktanteil von 60 Prozent. Die Agravis Raiffeisen AG gehört mit 2,17 Millionen Tonnen Futtermittelproduktion im Jahr zu den größten der Branche.
Die Futtermittel verkauft die Agravis/Raiffeisen an ihre Genossenschaften, z.B. an die Raiffeisen-Warengenossenschaft Hunte-Weser. Diese wiederum verkaufen das Futter in deren Märkten, z.B. im Raiffeisenmarkt Wüsting. Hier können Landwirte ihre Futtermittel direkt kaufen oder sie sich liefern lassen.
In den Landkreisen Vechta, Cloppenburg und Emsland werden in Deutschland am meisten Tiere pro Hektar gehalten. Um auf ein verträgliches Verhältnis von Land zur Ernährung der Tiere und Tierbesatz zu kommen (zwei Großvieheinheiten pro Hektar), müssten aus Vechta beispielsweise über 100.000 Großvieheinheiten verschwinden (eine Großvieheinheit entspricht einem Rind, fünf Schweinen oder 333 Masthähnchen). Entsprechend der hohen Tierzahlen gibt es Probleme mit den Überschüssen von Gülle und Mist. Landet davon zu viel auf den Feldern, gefährdet es die Artenvielfalt und die Qualität des Trinkwassers.
Über 11.000 km reist die Sojabohne per LKW und Schiff, bevor sie im Futtertrog landet. Dabei wächst Soja auch in Südeuropa und Alternativen wie Lupine, Ackerbohne und Erbse könnten die Soja ersetzen. Das Problem ist die gigantische benötigte Menge und eine Tierhaltung, die einen großen Input von Soja fördert. Werden in Südamerika auf rund 50 Millionen Hektar Sojabohnen angebaut, sind es in Europa gerade 3,8 Mio Hektar, wenn man die Ukraine und Teile Russlands mit einrechnet.
Landkonflikte
Landkonflikte tauchen immer dort auf, wo Land gekauft wurde, um eine Sojaplantage anzulegen, wo aber seit jeher Menschen wohnen – seien es Kleinbäuer*innen oder Indigene. Sie kämpfen friedlich um ihren Zugang zu Land, indem sie ihre Rechte verteidigen und hierbei auf die Verantwortung des Staates verweisen. Diese Konflikte haben in Paraguay seit dem Jahr 2000 zu Todesopfern und zu zahlreichen Inhaftierungen von (Klein-)Bäuer*innen geführt.
Ein Beispiel ist Guarohy im Departament Caaguazu. Mehr dazu hier
Gentechnik
Weltweit sind über 80 Prozent der angebauten Soja gentechnisch verändert. In Paraguay ist der Großteil der angebauten Soja gentechnisch veränderte Soja. Das bedeutet, dass die Sorte von einem Konzern wie Monsanto patentiert ist und für den Landwirt Lizenzgebühren anfallen. Die Sojapflanze ist dann gegen ein Pestizid wie Glyphosat resistent, so dass dieses in größeren Mengen gespritzt werden kann.
Je mehr Gentechnik und Anbau in Monokultur, desto mehr Pestizide. In Paraguay wie in anderen Soja-Hotspots in Südamerika ist die Menge an ausgebrachten Pestiziden in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen. Ein Grund sind Superunkräuter, die Resistenzen gegen die Pestizide entwickelt haben.
Ein Dorf, das sich gegen Ackergifte und dadurch ausgelöste Krankheiten wehrt, ist Huber Dure im Departament Canindeju. Mehr Infos
Naturzerstörung
Viele Millionen Hektar Wald wurden in Paraguay für den Soja-Anbau abgeholzt, teilweise das Territorium indigener Gemeinschaften. Unzählige Tiere verlieren durch die Rodungen ihren Lebensraum. Auch in der Chaco-Region ist diese Entwicklung zu beobachten. Die Expansion von Viehzucht und Sojaproduktion führt zur weiteren Abholzung von Wäldern.
Sojabohne aus Brasilien, ohne Gentechnik zertifiziert
11.233 km
Anbau
Fazenda Tucunaré, Mato Grosso, Brasilien
Die Soja-Plantage Fazenda Tucunaré in Mato Grosso ist Teil des Agrarunternehmens Amaggi. Die Firma gehört dem brasilianischen Landwirtschaftsminister und ist weltweit führend im Sojaanbau. Sie verarbeitet und exportiert Sojabohnen und besitzt auch die zugehörige Infrastruktur wie Getreidesilos, Ölmühlen, (Binnen-)schiffe und Exportterminals. Das Unternehmen kontrolliert also die Lieferkette vom Anbau bis zum Export nach Deutschland. Ein Teil des Saatgutes ist dabei gentechnikfrei.
Silos der Facenda Tucunaré in Mato Grosso. Bild: GoogleStreetView
Brasilien ist weltweit der größte Sojaexporteur, danach kommen die USA und Argentinien. Auch beim Export von gentechnikfreier Soja ist Brasilien weltweit an erster Stelle. Doch der hochindustrialisierte Soja-Anbau in gigantischen Monokulturen fordert seinen Preis: Umweltgifte, Naturzerstörung und Landvertreibungen setzen der Bevölkerung zu.
In Porto Velho betreibt Amaggi einen eigenen Terminal, wo die Sojabohnen gelagert und dann auf ein Binnenschiff verladen werden. Hier und auch an anderen Stationen entlang der Lieferkette werden die Sojachargen auf Gentechnik-Freiheit getestet. Sie entsprechen dem Pro Terra Standard, der Soja ohne Gentechnik garantiert und einen Anbau ohne Naturzerstörung und Landvertreibungen verspricht.
Mit einem Binnenschiff werden die Sojabohnen bis nach Itacoatiara im Bundestaat Amazonas gebracht. Bis hierhin haben sie schon allein innerhalb Brasiliens über 2.000 Kilometer zurück gelegt. Westlich der Stadt liegt ein Amaggi-Terminal, an den eine Ölmühle angeschlossen ist.
Amaggi-Terminal im Hafen von Itacoatiara. Bild: GoogleStreetView
Verarbeitung
Amaggi Ölmühle
In der Amaggi-eigenen Ölmühle wird Soja zu Schrot verarbeitet. Dieser Verarbeitungsschritt findet in Brasilien statt, so dass ein Teil der Wertschöpfung im Land bleibt. In anderen Fällen – wie bei der auf diesen Seiten auch dargestellten Lieferkette aus Paraguay – werden die ganzen Bohnen verschifft und erst in Hamburg geschrotet.
Der Seehafen in Brake ist ein kleiner Hafen zwischen Bremen und Bremerhaven. Im südlichen Hafenbereich werden Futtermittel und Getreide umgeschlagen. Hier können zwei Großschiffe anlegen. Über eine Seeschleuse ist der Binnenhafen erreichbar. Die Futtermittel werden über Binnenschiffe weiter transportiert. In unserer exemplarischen Lieferkette wird das Amaggi-Sojaschrot nun von dem Futtermittelhersteller Mega übernommen.
Über ein weit verzweigtes Netz von Flüssen und Kanälen wird das Sojaschrot vom Norden Niedersachsens bis nach Sachsen-Anhalt mit Binnenschiffen verschifft.
Verarbeitung
Mega-Tierernährung GmbH & Co. KG
Im Futtermittelwerk in Haldensleben wird das Sojaschrot zu Tierfutter für Geflügel verarbeitet. Mega ist ein Unternehmen der PHW-Gruppe, zu der z.B. die Geflügelmarke Wiesenhof zählt. Bei Mega werden sowohl gentechnikfreie Mischungen als auch solche mit gentechnisch veränderten Sojabohnen hergestellt. Das Unternehmen gehört zu den größten deutschen Mischfutterherstellern und betreibt Futtermittelwerke an fünf Standorten in Deutschland.
Futtermittelwerk der Mega Tierernährung in Haldensleben. Bild: GoogleStreetView
Verkauf als Futtermittel
Mäster der Wiesenhof Geflügel Kontor GmbH
Einer der rund 700 Mäster, die an die Wiesenhof Geflügel Kontor GmbH liefern, kauft nun das Tierfutter. Viele Mastbetriebe liegen im Weser-Ems-Gebiet und werden per LKW beliefert. In den Landkreisen Vechta und Cloppenburg ist die Tierdichte (gerechnet in Großvieheinheiten) deutschlandweit am höchsten. Hier sieht man sehr große und viele Ställe. Legehennenställe mit über 50.000 Tieren pro Anlage sind zum Beispiel keine Seltenheit.
Über 11.000 km reist die südamerikanische Sojabohne per LKW und Schiff, bevor sie im Futtertrog landet. Dabei wächst Soja auch in Südeuropa und Alternativen wie Lupine, Ackerbohne und Erbse könnten die Soja ersetzen. Das Problem ist die gigantische benötigte Menge und eine auf Hochleistung orientierteTierhaltung, die einen großen Input von Soja verlangt. Werden in Südamerika auf rund 50 Millionen Hektar Sojabohnen angebaut, sind es in Europa gerade 3,8 Mio Hektar, wenn man die Ukraine und Teile Russlands mit einrechnet.
Pestizide
Bei zertifizierter gentechnikfreier Soja aus Übersee werden in der Regel weniger Pestizide eingesetzt. Dennoch funktioniert auch dieser Soja-Anbau meist auf großen Flächen in Monokultur und unter dem Einsatz von Glyphosat und anderen Spritzmitteln. Dieser ist in den südamerikanischen Ländern schlecht kontrolliert und in größeren Dosierungen möglich als in Europa.
Die Zertifizierung von Soja ist freiwillig, dabei könnte die EU ohne Gentechnik auch als Vorgabe für sämtliche Importe machen. Nur wenige Prozent der weltweiten Sojaernte sind nach einem Nachhaltigkeits-Standard zertifiziert. In Europa steigt die Nachfrage nach gentechnikfreien tierischen Produkten. Viele deutsche und österreichische Supermarktketten haben ihre Eigenmarken inzwischen bei Geflügel- und Rinderprodukten auf Futter ohne Gentechnik umgestellt. Vergleich der Siegel
Die Siegel Pro Terra und RTRS versprechen ein Ende von Umweltzerstörung und Landkonflikten in den Anbauregionen. Zumindest beim RTRS gibt es zvilgesellschaftliche Kritik an ungenügenden Kontrollen und schwachen Vorgaben. Der RTRS labelt auch Gentechnik-Soja als nachhaltig.
Lieferketten aus Europa – die interaktive Karte:
2016/17 wurden rund 35,2 Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot in die Europäische Union importiert, während 2017 nur 2,7 Millionen Tonnen selbst produziert wurden. Mit Flächen in der Ukraine und Russland sind es 8,7 Millionen Tonnen. Die Anbaufläche in Europa steigt allerdings stetig. Die größte Plattform für den europäischen Anbau ist Donau Soja, ein Verein, der gentechnikfreie Soja aus nachhaltigerem Anbau zertifiziert.
Sojabohne aus Europa (Donau Soja)
1.164 km
Anbau
z.B. Landkreis Iasi, Rumänien
In Rumänien werden Sojabohnen auf über 192.000 Hektar erzeugt (2017). In Deutschland waren es zum selben Zeitpunkt 19.100 Hektar – kein Vergleich mit den 3,3 Millionen Hektar in Paraguay oder den rund 35 Millionen Hektar in Brasilien. Zertifiziert wird die europäische und gentechnikfreie Soja als Donau Soja.
Donau Soja ist ein freiwilliges Siegel, das für europäische und daher auch gentechnikfreie Soja steht. Mehr über das Siegel hier. Die Anbaugebiete liegen grob gesprochen entlang der Donau, umfassen also unter anderem Österreich, Ungarn, Rumänien, Kroatien, Serbien und Italien.
Bild: Donau Soja Regionen und/oder Pflanzen (s. doc)
Transport
Komárom, Ungarn
Die Vandamme Group kauft die Sojabohnen. Per LKW fahren sie von Rumänien nach Ungarn.
Verarbeitung
Vandamme Group, Komárom
Die Vandamme Group ist ein belgisches Unternehmen, das Ölsaaten in Öle und Mehl verarbeitet, jährlich etwa 300 000 Tonnen. In den beiden Zweigstellen in Belgien und Ungarn wird Öl für die Nahrungsmittel- und die Ölchemiebranche hergestellt, daneben werden Ölpflanzen für die Tierhaltung geschrotet.
Ölmühle der Vandamme Group in Komárom, Ungarn. Bild: GoogleStreetView
Verkauf an Legehennen-Betriebe
z.B. in die Steiermark, Österreich
Mehrere Donau Soja-Legehennen-Betriebe in Österreich kaufen das Sojaschrot und verwenden es in ihrer eigenen Mischung an Tierfutter, z.B. in der Steiermark. Dorthin wird es per LKW geliefert.
Bild: donausoja.org
Kritik an Soja aus Europa
Pestizide
Im konventionellen Soja-Anbau werden auch in Europa Pestizide wie das Totalherbizid Glyphosat und andere eingesetzt, allerdings in wesentlich geringerer Konzentration als in Südamerika. Ein Beispiel: Während in Europa maximal zwei Kilogramm Glyphosat pro Hektar ausgebracht werden dürfen, sind es in Argentinien, Brasilien und Paraguay zehn bis zwölf Kilogramm. Das als Donau Soja zertifizierte Soja darf nicht vor der Ernte mit Glyphosat besprüht werden.
Landkonflikte
In Europa haben Landkonflikte um Soja kein mit Südamerika vergleichbares Ausmaß. In Osteuropa gibt es jedoch Hinweise auf eine ähnliche Verdrängung klein- und mittelständischer Bauern durch den industriellen Sojaanbau. In Rumänien haben sich die Bodenpreise in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht. Große Ackerflächen werden von ausländischen Firmen und Investoren gekauft, die auf den Boom beim Soja und anderen profitablen Pflanzen setzen, während die kleinen und mittelständischen Landwirte sich kein Land mehr leisten können.
Sojabohnen, Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen: die Futterpflanzen mit hohem Eiweißanteil wachsen auch in Deutschland. In diesen zwei regionalen Lieferketten kannst du sehen, wie die Versorgung der Tiere abseits des weltumspannenden Sojahandels funktionieren könnte. Voraussetzung wäre allerdings eine drastische Reduktion der Tierzahlen. Damit einhergehen müsste ein deutlich geringerer Fleischkonsum.
Siegmar Benz vom Kraichgau Raiffeisen Zentrum umgeben von Soja. Bild: Kraichgau Raiffeisen Zentrum
Siegmar Benz vom Kraichgau Raiffeisen Zentrum: „Als Mischfutterwerk mit Komponenten ohne Gentechnik war es für uns eine Weiterentwicklung hin zu regionaler Wertschöpfung, als wir 2015 in den Vertragsanbau von Sojabohnen und Erbsen eingestiegen sind. Jetzt verwenden wir nicht nur regionales Getreide, sondern auch Eiweißpflanzen aus dem Kraichgau. Die Abnehmer wie die Landwirte der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schäwbisch-Hall interessieren sich zunehmend für unser regionales Futter.“
Sojabohne und Erbse aus Baden-Württemberg
150 km
Anbau
Kraichgau, Baden-Württemberg
Rund hundert Landwirte im Kraichgau bauen für das Kraichgau Raiffeisen Zentrum Soja und Erbsen an. Sie haben einen Vertrag mit der Genossenschaft und sind selbst Mitglieder. Rund 60 Betriebe bauen auf 1.100 Hektar Soja an. Rund 40 Landwirte ernten auf 400 Hektar Erbsen.
Soja-Anbau im Kraichgau. Bild: Kraichgau Raiffeisen Zentrum
Transport
Meckesheim, Getreidesilo Kraichgau Raiffeisen Zentrum
Das Kraichgau Raiffeisen Zentrum besitzt an 14 Orten im Kraichgau Getreidesilos. Erbsen und Soja aus dem Vertragsanbau tragen das freiwillige Siegel Donau Soja, das für europäische und daher auch gentechnikfreie Soja aus nachhaltigerem Anbau steht. Mehr über das Siegel hier. Die Anbaugebiete liegen grob gesprochen entlang der Donau, umfassen also unter anderem Österreich, Ungarn, Rumänien, Kroatien, Serbien und Italien.
Silo in Meckesheim. Foto: Kraichgau Raiffeisen Zentrum
Transport und Verarbeitung
Ölmühle Ebert, Zeutern
Per LKW werden Erbsen und Sojabohnen zur Ölmühle gebracht. Die Toastungsanlage der Ölmühle in Zeutern ist auf 10.000 bis 15.000 t Rohstoffe im Jahr ausgelegt. Damit sollen die in der Region produzierten gentechnisch unveränderten Sojabohnen und Erbsen in erster Linie für die Verfütterung an Nutztiere aufgearbeitet werden. Die Genossenschaft sichert die Auslastung der Anlage.
Anlage zum Toasten von Sojabohnen. Ölmühle Zeutern. Bild: Kraichgau Raiffeisen Zentrum
Transport und Verarbeitung
Kraichgau Raiffeisen Zentrum, Eppingen
Im Mischfutterwerk werden nach 115 verschiedenen Rezepturen Futtermischungen für Legehennen, Schweine und Rinder hergestellt. Die Rohstoffe wie Schrot aus Mais, Getreide, Raps, Soja und Erbse stammen aus Europa, größtenteils aus der Region Kraichgau. Für Futtermischungen, die nicht in dieser Lieferkette dargestellt sind, wird Soja-Extraktionsschrot verwendet, das als Donau-Soja zertifiziert ist, das also aus dem südlichen Europa stammt und wie alle europäischen Sojapflanzen ohne Gentechniksaat hergestellt wird.
z.B. an Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall
Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft umfasst mehr als 1500 Familienbetriebe in Schwäbisch-Hall und den angrenzenden Landkreisen. Hier werden Schweine einer alten Nutztierrasse gemästet, wobei den Schweinen wesentlich mehr Platz zusteht als konventionell gehaltenen Tieren und teilweise eine Weidennutzung.
Sie werden hauptsächlich mit Getreide (Weizen, Gerste, Triticale etc.) gefüttert sowie mit Erbsen und Bohnen. Die Körner werden gemahlen, gemischt und den Tieren als Schrot vorgesetzt. Ein beigemischter Futterkalk stellt die Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen sicher. Mindestens 80 Prozent des Futters muss direkt vom Hof oder aus der Region stammen. Gentechnisch veränderte Futtermittel und Leistungsförderer sind verboten. Manche Schweine werden auch auf der Wiese und im Wald mit Eicheln gemästet.
Jan Wittenberg zeigt, dass auch regionale und vielfältige Lieferketten funktionieren: Auf seinem Hof stehen 25 Hochland-Rinder, die neben Gras kein zusätzliches Eiweißfutter brauchen. Das Fleisch vermarktet er regional (10 km Umkreis). Er baut dennoch Soja, Ackerbohnen und Lupinen in ökologischer Anbauweise, also ohne den Gebrauch von Pestiziden, an: Soja und Ackerbohnen werden zu regionalem Tierfutter für Legehennen, die Lupinen gehen an den Lebensmittelproduzenten Zwergenwiese und werden zu Brotaufstrichen verarbeitet.
Jan Wittenberg: „Als Bauer habe ich die Chance mit der Natur zusammen zu arbeiten! Daher ist mir neben dem konsequenten Bio-Anbau sowie der ökologischen Tierhaltung der regionale Aspekt sehr wichtig. Nachhaltige Lebensmittel lassen sich nur in Kreisläufen und ohne einseitige Ausbeutung von Naturräumen, erzeugen. Der globale Wachstumswahn einzelner Konzerne darf nicht länger Maßgabe unseres Handelns als sogenannte zivilisierte Gesellschaft sein. Wir können das besser! Mit der Natur und dem schönsten Beruf der Welt!“
Bild: Jan Wittenberg
Soja-, Ackerbohne und Lupine aus Niedersachsen
50-250 km
Anbau
Niedersachsen
Auf Biohöfen in Niedersachsen, z.B. im Wendland, werden Soja und Ackerbohnen angebaut.
Die Ernte wird per LKW zu Jan Wittenbergs Hof nach Mahlerten gebracht. Dieser baut auf ca. 20 Hektar ebenfalls Soja und Ackerbohnen in Bio-Qualität an.
Jan Wittenberg im Sojafeld. Bild: Jan Wittenberg
Verarbeitung
Hofeigene Ölmühle
In Jan Wittenbergs Ölmühle werden die Bohnen zu Schrot verarbeitet.
Lieferung
Mischfutterwerke und Legehennenbetriebe in Niedersachsen
Die geschroteten Bohnen werden an verschiedene Biomischfutterwerke und Legehennenbetriebe in Niedersachsen geliefert.
Die dargestellten Lieferketten sind rein exemplarisch. Die Verkaufswege der Ackerpflanzen ändern sich je nach Marktsituation. Die Infos zu Paraguay wurden mit Unterstützung von FIAN Deutschland und FIAN Paraguay erstellt. Vielen Dank! Bestelle jetzt das Lego..Was? Faltblatt, passend zur interkativen Karte der Lieferketten! Hier geht’s zum Bestellformular…
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Die Kühe auf dem Milchhof Johanning bekommen kein Sojafutter aus Übersee. Ihr Bauer setzt seit Jahren auf selbst angebautes Futter. Jan Wittenberg baut auf seinem Biolandbetrieb Soja und Lupinen an. Heimische Alternativen zu Tierfutter aus Lateinamerika funktionieren und müssen besser gefördert werden.
Das sind die Pflanzen: Sojabohne, Lupine und Ackerbohne im Portrait
“Lego…was?” Der Begriff, der vielen spontan ein Fragezeichen ins Gesicht zeichnet, steht für eine Pflanzenfamilie, zu der alle Hülsenfrüchte von Erbse über Bohne bis zur Lupine zählen, sogar die Erdnuss gehört dazu. Diese Pflanzen können Stickstoff aus der Luft durch ihre Knöllchenbakterien binden, so dass viel weniger Dünger ausgebracht werden muss. Das ist ein Gewinn auch für die nachfolgenden Pflanzen auf dem Acker.
Für mehr Informationen zu den Leguminosen auf das jeweilige Foto klicken!
Weiße Lupine
Ackerbohne
Sojabohne
Blaue Lupine
Kein Regenwald für Tierfutter
Unterzeichne unseren Appell an die deutschen Agarminister*innen der Länder. Sie können dafür sorgen, dass Deutschland bei der nächsten Runde der europäischen Agrarförderung im Sinne einer nachhaltigen Tierhaltung umsteuert.
Bildet Tierfreitandems! Weniger is(s)t mehr: Wer Milch oder Fleisch, Eier oder Käse seltener und bewusster genießt, kann eine andere Tierhaltung stärken und Alternativen wachsen lassen. Zusammen mit einer Freundin oder einem Freund im „Tierfrei-Tandem“ halbierst du deinen Verbrauch tierischer Produkte viel einfacher. Ihr könnt gemeinsam Rezepte ausprobieren und Erfahrungen austauschen. Wer gerne rechnet: zwei Halbzeit-Pflanzenköstler*innen sparen eine/n ganze/n Fleischesser/in ein. Hier findet ihr schöne Rezepte für den Start.
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