Darum geht’s

Runter mit den Pestiziden, rauf mit der Vielfalt!

Auf zur enkeltauglichen Landwirtschaft!

 

Statt Monokulturen…

Der massive Rückgang der Insekten hat viele Menschen aufgerüttelt. Im Herbst 2017 zählten die Forscher*innen einer langjährigen Vergleichsstudie über 75 Prozent weniger Biomasse an Insekten als knapp drei Jahrzehnte zuvor. Weil jedes Lebewesen im Zusammenhang mit anderen steht, verschwinden zusammen mit den Mücken, Wildbienen und Käfern sowohl Wildpflanzen als auch Singvögel und viele andere. Das Artensterben gefährdet letztlich auch das Überleben der Menschen auf diesem Planeten. Fatal, da wir gerade angesichts des Klimawandels besonders auf vielfältige Pflanzen, Tiere und Lebensräume angewiesen sind.

Es ist allerdings schwierig, Bäuerinnen und Bauern den Einsatz von Pestiziden einfach zu verbieten, solange diese im Kampf mit viel zu niedrigen Preisen versuchen, die größtmögliche Ernte aus ihrem Land heraus zu holen. Monokulturen kommen fast nicht ohne Chemikalien aus, zu viele Schädlinge und Krankheiten finden hier eine riesige Angriffsfläche. Einfache Verbote würden das Aus besonders der kleinen Familienbetriebe bedeuten. Gerade diesen wollen wir in Zeiten des Höfesterbens aber eine Perspektive ermöglichen.

 

…brauchen wir Vielfalt!

Was wir brauchen, ist der Umbau von Tierhaltung und Ackerbau. Denn es ist möglich, mittels Fruchtfolgen und Bodenaufbau, gezieltem Einsatz von Nützlingen und mechanischer Wildkrautbekämpfung der Chemie-Industrie „Ade“ zu sagen. Erst mit der Industrialisierung der Landwirtschaft nach 1945 sind die Agrarchemie-Konzerne so groß geworden. Heute verkaufen sie weltweit ihre Pestizide und stellen es gerne so dar, als ob es keine Alternative gäbe. Das beweisen aber weltweit Biohöfe, ebenso wie zahlreiche konventionell wirtschaftende Betriebe, die nur in ganz wenigen Fällen zu Spritzmitteln greifen.

Der Absatz von Pestiziden liegt in Deutschland seit 1995 bei plus minus 30.000 Tonnen Wirkstoff. Eine deutliche Pestizidreduktion bedeutet Aufwand für jeden einzelnen Bauernhof und ein Umdenken bei Verbraucher*innen und Politik. Weil wir keine Zeit zu verlieren haben, machen wir uns jetzt stark für Umbauhilfen und konsequente Reduktionsmaßnahmen. Dann kann es klappen!

 

So können wir es schaffen:

Das Thema Pestizide ist in der Gesellschaft angekommen. Die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat sammelte in kurzer Zeit über eine Million Unterschriften. Auch deshalb gibt es jetzt einen Vorstoß der Bundesregierung: ein Aktionsprogramm Insektenschutz wird zwischen den Ministerien ausgehandelt. Das Bundesumweltministerium lädt ein zum Bürgerdialog über Insektenschutz. Für uns ist klar: Es darf kein Trostpflaster für Hummeln und Schmetterlinge dabei heraus kommen. Wir fordern mutiges Umsteuern und eine Absage an die Strategien der Agrarkonzerne!

Und auch in der EU geht es aktuell um Pestizide: in den kommenden Monaten soll das Zulassungsverfahren überarbeitet und transparenter werden. Gerade liegt die Forschung zu den Auswirkungen der Pestizide vor ihrer Zulassung zum großen Teil bei den Konzernen selbst. Das müssen wir ändern!

Unser Rezept ist eine Kombination aus einem Umbau der Landwirtschaft mit entsprechenden Fördermitteln, Forschung und Beratung und systematischen Stopp-Schildern für den Pestizideinsatz. Die giftigsten Mittel müssen weg von den Äckern, die am häufigsten eingesetzten müssen weniger verwendet werden.

Einmal mehr bleibt auch die Erkenntnis: Wir brauchen „Wertschätzungsketten“, müssen faire Preise für die Arbeit mit den Lebensmitteln sicherstellen und die soziale Frage im Blick behalten. Uns ist es dabei wichtig, im Gespräch mit möglichst vielen Bäuerinnen und Bauern die Pestizidreduktion voran zu bringen. Vorwürfe ohne Alternativvorschläge funktionieren dabei nicht.

Denn es ist leider logisch: Wer auf großen Flächen einheitliche Kulturen anbaut, bietet besonders große Angriffsflächen für Pflanzenschädlinge und -krankheiten.
Oft liegen die Weichenstellungen etliche Jahre und politische Förderprogramme zurück: Wer Mais für eine immer hungrige Biogasanlage anbaut, kann kaum noch eine dem Boden zuträgliche Fruchtfolge erreichen. Mais als Nachfolge von Mais ist immer ein Fest für verschiedenste Schädlinge.
Auch wer mehr Tiere hat, als der eigene Boden ernähren kann, hat nicht nur zu viel Gülle. In der aktuellen, stark globalisierten Landwirtschaft wird ein Teil des Futters für die vielen Tiere in Südamerika angebaut. Der Pestizideinsatz dort liegt um ein Vielfaches höher als auf hiesigen Äckern.

Wir laden deshalb zu einer Diskussion über die gesamte Landwirtschaft ein. Die Bundesregierung und die Europäische Union nehmen seit Jahren viel Geld in die Hand, um Landwirtschaft zu unterstützen. Es lohnt der Streit darum, was sie unterstützen und was nicht – und wie wir zusammen mit Bäuerinnen und Bauern die Fruchtbarkeit der Böden erhalten und gute Nahrungsmittel für alle gewinnen können. Lasst uns die Agrarwende gemeinsam gestalten!

 

Unterzeichne jetzt den Appell für konsequente Pestizidreduktion!