Mach die Tonne leer!
Zusammenfassung unserer Kampagne von 2015 und 2016
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Zeitstrahl der Kampagne und unserer Aktionen

06.07.2015
Kampagnenstart für eine Leere Tonne
Leere Tonne – Wegwerfstopp für Supermärkte
Am Freitag, den 3. Juli startete Aktion Agrar zusammen mit foodsharing und der Slow Food Jugend Deutschland eine Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung. Mitinitiatoren sind der bekannte Dokumentarfilmer Valentin Thurn („Taste the waste“) und der Geld-Boykottierer und Autor Raphael Fellmer.
18 Millionen Tonnen wertvoller Lebensmittel landen allein in Deutschland jährlich auf dem Müll.
Lebensmittel, deren Herstellung viel Arbeit macht, wertvolles Wasser und eine Menge Energie benötigt – und die teilweise um die halbe Welt transportiert werden, um hier auf dem Müll zu landen.
Obwohl der Bundestag schon 2013 beschloss, diese ungeheure Menge bis 2020 um die Hälfte zu reduzieren, geht es nicht richtig voran.
Valentin Thurn sagte: „Es passiert jedoch wenig und die Regierung konzentriert sich einseitig auf die Verbraucher. Dabei kommt Supermärkten eine Scharnierfunktion zu: Sie werfen selbst viele Tonnen essbarer Lebensmittel weg. Und sie entscheiden durch ihre Beschaffungspraxis mit darüber, wie viel Gemüse als unverkäuflich deklariert auf den Äckern verbleibt. Durch ihre Werbung und Kaufanreize mittels Sonderangeboten und Großgebinden beeinflussen sie schließlich auch, ob Konsument*innen mehr nach Hause tragen, als sie eigentlich benötigen.“
Unsere Motivation: In Frankreich gibt es seit Mai diesen Jahres ein Gesetz, dass es Supermärkten verbietet, Lebensmittel wegzuwerfen. Dort müssen Lebensmittelhändler nun unverkaufte Ware vergünstigt anbieten sowie an soziale Organisationen über Abnahme-Vereinbarungen weitergeben. Die Verfütterung an Tiere soll ermöglicht werden. Was nicht mehr für den Verzehr geeignet ist, soll als letzte Möglichkeiten getrennt der Kompostierung oder über Biogasanlagen und Müllverbrennungen energetisch verwertet werden.
Wir meinen: Es ist höchste Zeit, auch hier ein solches Gesetz auf den Weg zu bringen.



Hintergrund
50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen: Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt den Verbraucher erreicht.
Der Wegwerfskandal
In Deutschland werden jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, oft noch genießbar und originalverpackt. Diese Verschwendung ist angesichts globaler Hungerkrisen und der enormen ökologischen Belastung, die Produktion und Entsorgung verursachen, ein ethisches, ökonomisches und ökologisches Desaster. Der Transport und die Vernichtung von Lebensmitteln belasten das Klima erheblich, und die Landwirtschaft ist weltweit ein Haupttreiber von Treibhausgasen.
Lebensmittelverschwendung: Ein globales Desaster
Bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jährlich weggeworfen, teilweise noch originalverpackt, oft ist nicht einmal das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht. In der Tonne landen wertvolle Lebensmittel, für deren Herstellung Menschen schwer gearbeitet haben und große Mengen Rohstoffe, Wasser und Energie verbraucht wurden.
Die globale Nahrungsmittel-Vernichtung ist ein Skandal angesichts einer Milliarde hungernder Menschen, zumal vieles was wir konsumieren und wegwerfen aus Ländern stammt, in denen Hunger herrscht. Viele Feldfrüchte und Obst werden dort zu einem hohen Preis angebaut: Sie verknappen das wenige Wasser und Ackergifte schädigen Menschen und Natur. Lastwagen, Flugzeuge und Schiffe transportieren Millionen Tonnen Lebensmittel um die Erde, nur damit sie bei uns auf der Mülldeponie landen. Das ist ethisch nicht vertretbar, ökonomisch wahnsinnig und ökologisch eine Katastrophe.
Auch die Auswirkungen auf das Weltklima sind verheerend. Die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie. Regenwald wird für Weideflächen gerodet. Mehr als ein Drittel der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft. Nicht unbedeutend sind auch die auf den Müllkippen vergärenden Lebensmittel-Abfälle, denn die entstehende Klimagase beschleunigen die Klimaerwärmung.
Welche Rolle spielen die Supermärkte?
Die Bundesregierung zielt mit ihrer Kampagne “Zu gut für die Tonne” fast ausschließlich auf den VerbraucherInnen. Aber allein Appelle an den VerbraucherInnen reichen nicht aus, wenn die Regierung das selbst gesteckte Ziel erreichen will, in den nächsten fünf Jahren die skandalöse Lebensmittelverschwendung um die Hälfte zu reduzieren. Die Landwirtschaft, die Industrie, das Transportwesen und der Groß- und Einzelhandel müssen stärker und offensiv zu Veränderungen gebracht werden.
Die Supermärkte spielen eine zentrale Rolle bei der Verringerung der Lebensmittelverschwendung. Zum einen schmeißen sie selbst tonnenweise essbare Lebensmittel weg, weil ein Mindesthaltbarkeitsdatum näher rückt oder eine braune Stelle ein Stück Obst oder Gemüse weniger ästhetisch erscheinen lässt. Zum anderen haben sie in der Geschichte des großen Wegwerfens eine Scharnierfunktion: Sie entscheiden durch ihre Beschaffungspraxis mit darüber, wie viel Gemüse als unverkäuflich auf den Äckern verbleibt. Durch ihre Werbung und Kaufanreize mittels Sonderangeboten und Großgebinden steuern sie, was und wieviel KonsumentInnen mehr nach Hause tragen, als sie eigentlich benötigen. Das führt zu einem Konsumrausch und verschärft die Überproduktion entlang der gesamten Produktionskette.
Frankreich und Wallonien
Frankreich hat den Wegwerfstopp für Supermärkte zum Gesetz gemacht. Wallonien (ein Teil Belgiens) schon 2014. Es verbietet Lebensmittelhändlern, unverkaufte Ware einfach wegzuwerfen. Unverkauftes soll gespendet werden, es kann auch als Tiernahrung oder als Kompost für die Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Verboten ist es künftig auch, essbare Lebensmittel für den Konsum ungeeignet zu machen, zum Beispiel durch den Einsatz von Chlor. Größere Supermärkte (ab 400 Quadratmetern) müssen einen Vertrag mit einer karitativen Organisation über die Abgabe von Lebensmittelspenden schließen. Das Thema soll auch im Schulunterricht eine wichtige Rolle spielen.
Wir fordern, dass dieses Gesetz zum Vorbild für ein ähnliches in Deutschland werden soll. Der Deutsche Bundestag forderte bereits 2012, das Wegwerfen bis zum Jahr 2020 auf die Hälfte zu reduzieren – passiert ist aber kaum etwas.
Was erreicht unsere Kampagne?
Der Dokumentarfilmer Valentin Thurn hat mit seinem Film „Taste the Waste“ die Wirklichkeit in unseren Mülltonnen aufgespürt. Gemeinsam mit Raphael Fellmer und vielen anderen AktivistInnen entstand das Essensretter-Netzwerk foodsharing. Zusammen mit Aktion Agrar und Slow Food Youth Deutschland rufen sie jetzt dazu auf, aktiv zu werden.
Mit der Petition wollen wir erreichen, dass die Politik zum Handeln kommt. Sonntagsreden und allgemeine Willensbekundungen reichen nicht. Es kann nicht angehen, dass für Unternehmen Wegwerfen billiger ist als das Weiterverwenden. Deshalb müssen auch die Entsorgungskosten von Lebensmittel-Müll für Supermärkte und Großhandel verteuert werden.
Wir sprechen mit den Bundestagsfraktionen und machen öffentlich Druck für das Gesetz zum Wegwerfstopp. Wir bringen die EntscheidungsträgerInnen auf Trab – mit Witz und Argumenten, mit Aktionen und mit guten Alternativen. Denn es bedarf der gesellschaftlichen Auseinandersetzung über die tägliche persönliche Konsumentscheidung hinaus.
Mit einem Gesetz, das Supermärkten das Wegwerfen verbietet, würde vieles in Bewegung kommen, da der Einzelhandel alle VerbraucherInnen erreicht und ein anderes Bewusstsein befördern könnte. Verändern soll sich der Umgang mit optisch nicht mehr ganz perfekten Lebensmitteln, aber auch der Einkauf der Supermärkte selbst.
Was muss außerdem passieren?
Wir brauchen ein Gesamtkonzept gegen die Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Anbau-, Herstellungs- und Konsumkette. Denn es geht nicht allein um die Supermärkte und den Handel: Es braucht wirksame Maßnahmen, um auch bei der Ernte und industriellen Produktion weniger auf dem Acker zu lassen und weniger in den Tonnen verschwinden zu lassen. Standards und Normen, die gutes Obst oder Gemüse allein aufgrund ihrer Größe oder Form vom Verkauf ausschließen, müssen vom Tisch. Bildungsangebote und Öffentlichkeitsarbeit sollen darüber hinaus für einen bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln und Essensresten werben.
Und schließlich sollten für gesundheitlich unproblematische Produkte wie Wasser, Reis, Zucker etc. das Mindesthaltbarkeitsdatum gänzlich abgeschafft und durch ein Herstellungsdatum ersetzt werden. Wichtig ist, dass bei allen schnell verderblichen Waren, wie beispielsweise Hackfleisch, das Verbrauchsdatum (zu verbrauchen bis…) optisch klar hervorgehoben wird, denn dieses ist tatsächlich mit Gesundheitsgefahren verbunden.
Darüber hinaus geht es darum, regionale Vermarktung zu fördern und die Überproduktion zu bremsen. Die Verschwendung geht weiter, solange Gesetze beispielsweise verlangen, dass Lebensmittel zu Agrosprit verarbeitet werden und eine falsche Agrarförderung Monokulturen und Billigstproduktion weiter anheizt.
Was kann ich noch tun?
Essensretten macht Spaß, weil es viele kreative Lösungen gibt. Werde aktiv mit Freunden und Bekannten zusammen. Informiere Dich, ob in Deiner Nähe schon Foodsharing-Strukturen aktiv sind, suche leckere regionale Produkte und auch das Gespräch mit den BäuerInnen auf dem nächstliegenden Wochenmarkt oder unterstütze regionale Höfe zum Beispiel im Rahmen der solidarischen Landwirtschaft. Besonders wirksam ist das alles, wenn Du mit anderen zusammen auch politisch für eine Agarwende aktiv wirst – in der Kampagne “Leere Tonne” und anderswo!
21.07.2015
Brotberg vor REWE-Zentrale
Gerne schreibt der zweitgrößte Lebensmittelhändler Deutschlands, die REWE-Gruppe, Nachhaltigkeit auf ihre Internetseiten. Doch daran zu glauben fällt schwer.
Am Montag, den 20. Juli schütteten Aktivist*innen der Kampagne Leere Tonne körbe- und säckeweise Brote, Brötchen und Kuchen vor dem Sitz der REWE GmbH in Köln auf den Boden. Sie protestieren gegen Verträge und Kontrollgänge der Supermarktkette, mit denen REWE Bäcker in ihrem Vorkassenbereich zwingt, bis zum Ladenschluss die Verkaufsregale immer wieder voll zu machen.
Tausende Kilos wertvoller Backwaren landen dadurch zusätzlich im Müll, kritisieren die Aktiven. Bei Edeka sieht es leider nicht besser aus. Wer aufmerksam kurz vor Ladenschluss Bäckereien in Supermärkten besucht, kann fast immer sehen, wie viel dort noch liegt und zum Wegwerfen verurteilt ist.
Für die Kampagnengruppe sind das gute Gründe, noch stärker für den Wegwerfstopp einzutreten. Denn freiwillig ändern die Märkte nicht ihre Regeln, immer ist der Blick auf die Konkurrenz da und der Kampf um die Kundschaft.
In Köln sind die Foodsharing-Aktiven intensiv mit Backwaren befasst. Inzwischen verteilen sie monatlich 20.000 Kilo leckerer Brote und Brötchen an mehreren Verteilstellen an begeisterte Esser*innen. Nach ihren Schätzungen sind das jedoch noch weniger als 1 Prozent der Menge, die in der Domstadt monatlich weggeworfen wird.
Die Kampagne leere Tonne freut sich indes über wachsendes Interesse: Schon über 11.000 Menschen haben unterzeichnet, viele Gruppen weisen auf die Aktion hin und von der Aktion berichteten mehrere Fernsehsender, Radio und Tageszeitungen.






18.10.2015
Bankett der Verschwendung
Am Welternährungstag staunten Fußgänger*innen im Regierungsviertel nicht schlecht: Ein riesiger Tisch voll köstlicher Lebensmittel stand vor dem Bundestag. Nach und nach kamen Bundestagsabgeordnete aus allen Fraktionen und erhielten ein Mitnehmpaket mit Obst, Gemüse, Backwaren und mehr. Sämtliche Lebensmittel wären am Vortag von Berliner Märkten weggeworfen worden, hätten Essensretter*innen sie nicht abgeholt.
Vorbereitet hatten die Aktion die beiden Kampgnen „Leere Tonne“ und „Kein Essen für den Eimer“ im Bündnis. Aktion Agrar organisierte die Dekoration, malte die über 8 Meter breiten Banner und konnte rechtzeitig zur Aktion neue Aufkleber aus der Kampagnen-Serie verteilen. Wir sammeln weiter Unterschriften – denn wir sind überzeugt, dass wir noch viele Menschen mehr für unsere Forderungen gewinnen können.
Bei der Aktion zeigte sich einmal mehr, wie verschieden die Ansätze der Arbeit gegen die Verschwendung sind. Während vor allem die CDU/CSU-Vertretenden auf der Freiwilligkeit des Handels beharrten, stimmten Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken der Kritik zu, dass zum Beispiel die Supermärkte nur sehr begrenzt „freiwillig“ ihr Werbe-, Einkaufs- und Wegwerf-Verhalten ändern. Um zu einer echten Wertschätzung von Lebensmitteln zu kommen, braucht es eine Agrarwende, faire Preise und eine Abkehr vom „immer mehr“ und „immer billiger“.









Fotos: Jakob Huber / Aktion Agrar
02.12.2015
Über 2000 Unterschriften bei Aktion „Weit gereist für die Tonne“
Leere Tonne – Wegwerfstopp für Supermärkte
Welche dramatischen Folgen hat die Verschwendung für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt? Wie zynisch es ist, wenn Kakao einmal um die Welt reist, um wegen eines klitzekleinen Schönheitsfehlers in der Tonne zu landen — oder schlicht weil die Verkaufssaison für Schoko-Nikoläuse vorbei ist?
Darauf hat unsere Kampagne unter dem Thema „Weit gereist für die Tonne“ zwischen dem 30.11. und 6.12. aufmerksam gemacht. In mehr als 20 Städten haben Aktionsgruppen über 2 000 Unterschriften auf Weihnachtsmannpostkaren gesammelt!
Morgen, Donnerstag den 17.12, überreichen wir die Weihnachtsmannkarten an Elvira Drobinski-Weiß von der SPD, an Nicole Maisch von den Grünen, Kirsten Tackmann von der Linkspartei und Prof. H. Hirsch von der CDU/CSU-Fraktion. Die Aktionen werden finanziell unterstützt vom BMZ und vom Katholischen Fonds.
27.07.2016
Alles Happy Banana?
Leere Tonne – Wegwerfstopp für Supermärkte
Ohne Umweg in die Tonne: Das innovative Start Up „Happy Banana“ hat die Lösung für deutsche Supermarktmanager. Mit der sorgenfreien Entsorgungspraxis des kameruner Unternehmens wird wertvolle Zeit eingespart, ohne dass die Märkte ihre Einkaufspraxis verändern müssen.
Das ist natürlich Satire, aber doch gefährlich nah an der Realität. Fast 30 % aller Bananen reisen um die halbe Welt, um danach im Müll zu landen. Das macht über Zehntausend Tonnen Bananen pro Jahr – allein in der Bundesrepublik. Seit Herbst letzten Jahres informieren wir unter dem Motto „Weit gereist für die Tonne“ über wertvolle Lebensmittel, die mit großem Aufwand hergestellt und transportiert werden, um dann in einer Mülltonne zu enden. Mehr Informationen dazu findest Du hier: www.leeretonne.de/happy-banana/
Hilf jetzt mit, die Leere Tonne zum Youtube-Star zu machen und teile das Video mit Freundinnen und Freunden!
13.10.2016
50 000 Unterschriften für den Wegwerfstopp – und eine Pyramide der Verschwendung
Am heutigen Donnerstag haben Aktive der Kampagne „Leere Tonne – Wegwerfstopp für Supermärkte“ von Aktion Agar, BUNDJugend, foodsharing und Slow Food Youth Deutschland ihre Abschlussaktion am Alexanderplatz in Berlin veranstaltet. Anlässlich des Welternährungstags und fast einer Milliarde hungernder Menschen thematisierte die Kampagne die Lebensmittelverschwendung am Beispiel der Bananen: Eine Pyramide aus 48 Bananenkisten stellte dar, wieviele Bananen deutschlandweit von Supermärkten durschnittlich alle 3 Minuten weggeworfen werden. Es braucht nur 95 Minuten, bis sämtliche Supermärkte in Deutschland so viele Bananen weggeworfen haben, dass sie ordentlich in Bananenkisten verpackt die Höhe des Berliner Fernsehturms erreichen würden.
Die über 50 000 Unterschriften übergab der Filmemacher Valentin Thurn an Klaus Heider, Abteilungsleiter für Ernährungspolitik im BMEL, Klaus Mindrup (SPD) und Gesine Lötzsch (DIE LINKE).








