Aktionsbericht vom Braker Hafen – Für eine Landwirtschaft mit Zukunft

Demo und Aktion am 01.06.2024

Es geht am Sojahafe Brake (Brake) um die Frage, wie Landwirtschaft zukunftsfähig gelingen kann, wie viel Macht die großen Fleisch- und Futtermittelunternehmen haben sollen und was die Gesundheit eines großes Flusses für alle seine Anwohner:innen und Lebewesen bedeutet.

Wir demonstrierten am 1.06. gemeinsamt mit der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (jAbL) für Ernährungssouveränität und eine enkeltaugliche Landwirtschaft statt zerstörerische Import/Export-Fixierung!

Trotz riesiger Geräte im Hafen dauert es rund drei Tage, bis ein Sojafrachter aus Brasilien in Brake an der Unterweser, knapp 50 Kilometer nördlich von Bremen, entladen ist. Die Futtermittelimporte fordern einen furchtbaren Preis für Menschen, Tiere und Umwelt.

Wir haben mit der jAbL am 1. Juni für enkeltaugliche Landwirtschaft, Klimaschutz und Artenvielfalt in Brake demonstriert. Zu Wasser und an Land fordern wir den Stopp der Sojaimporte und der zerstörerischen Import-Export-Fixierung der Agrar- und Handelspolitik. 

Schon am Vorabend spürten wir die Aufregung und Entschlossenheit in der Vorbereitungsgruppe, als wir mit der Fähre nach Harriersand übersetzten. Die Unterstützung, die wir spontan auch von den anderen Passagieren erhielten, zeigte uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren und auch die lokale Bevölkerung nichts von der Weservertiefung hält.

Der nächste Morgen brach an, und mit ihm die letzten Vorbereitungen für unseren Protestzug. Ein großer Traktor mit einem blauen Ballenwagen führte unseren Zug an, während über 50 von uns mit Bannern und Sprechchören wie „Landwirtschaft vor Ort – statt Wachstum und Export!“ Stimmung machten!

Bei unserer Zwischenkundgebung am Südtor zeichnete Jutta Sundermann von Aktion Agrar nach, warum der Hafen mit dem hohen Futtermittelumschlag so unterschiedliche Gruppen auf die Straße bringen kann. Hundertausende von Tonnen Soja werden jedes Jahr in Brake umgeschlagen. Soja, das mit Vertreibungen und Vergiftungen sowie großflächiger Zerstörung von Regenwäldern und Savannen einhergeht. Von den Gewinnen, die das importierte Futter am hiesigen Ende der Lieferkette ermöglicht, profitieren vor allem die Lebensmitteleinzelhandelskonzerne, auch die Großen der Fleischbranche können sich ihre Anteile sichern. Für die tierhaltenden Höfe sieht es dagegen schlecht aus. 

Mehr dazu könnt ihr in der kürzlich veröffentlichten Studie von Aktion Agrar und Profundo nachlesen. Diese belegt, dass die Höfe mit den Sojafuttermittelimporten im Schnitt sogar Verlust machen.

An der Hafenkulisse angekommen, hörten wir einen Redebeitrag von Annette Chapligin vom BUND, die die negativen Auswirkungen der geplanten Weservertiefung auf die Umwelt eindringlich schilderte.

Was hat die Weservertiefung mit der Agrarindustrie zu tun?

Durch die Weservertiefung können größere Wassermengen aus der Salzwasserzone tiefer in die Weser vordringen. Dies gilt besonders für den Bereich der Unterweser. Das salzhaltige Wasser in Gräben und Sieltiefen kann von der Landwirtschaft immer weniger zur Bewässerung der Felder oder für die Versorgung von Tieren genutzt werden. Zukünftig würde das notwendige Zuleiten von Süßwasser aus der Weser erschwert und die Landwirte würden zu einem Zukauf von Süßwasser gezwungen werden.

Außerdem würde die Weservertiefung ermöglichen, dass noch größere Sojafrachter den Braker Hafen ansteuern könnten und damit ein das Massentierhaltungssystem mit all ihren negativen Folgen stützen würde.

Kurz nach der Rede von Annette steuerten die Paddelboote mit ihren bunten Bannern vor die Siloanlagen des Braker Hafens. Was für eine eindrucksvolle Kulisse mit uns Menschen und dem Trecker an Land davor. Als ich dort stand und die farbenfrohen Banner im Wind flattern sah, spürte ich die Motivation gegen die Weservertiefung aktiv zu werden in mir steigen.. 

Danach ging es weiter: Die Grußbotschaft von Antônio Andrioli, die uns per Audiodatei aus Brasilien erreichte, war ein eindringlicher Appell, dass Abkommen wie das zwischen der EU und den Mercosur-Staaten die globale Sojaindustrie weiter befeuern könnten, zu stoppen.

Uwe Beckers Worte berührten Viele: Er ist langjähriges AbL-Mitglied und wurde von den Menschen in Südamerika dazu aufgerufen, dass er in Deutschland dazu beitragen möge, die Zerstörung durch die gigantischen Sojaplantagen und billige Massenproduktion zu stoppen.

Paul Claßen von der jungen AbL knöpfte sich den Nachhaltigkeitsbericht des Hafenbetreibers J. Müller vor. Die Aktiengesellschaft schmückt sich mit starken Worten zum Thema Zukunft und Umweltschutz. Doch Paul zeigte uns auf, wo die Praxis des Hafens genau diese Versprechen täglich bricht.

Unser Protesttag endete mit einer Mischung aus Erschöpfung (viele Wochen der Vorbereitungen liegen hinter uns) und Zuversicht. Wir wissen, dass der Weg noch lang ist, aber wir sind entschlossen, unseren Kampf gegen die Weservertiefung und die Agrarindustrie fortzusetzen!

Pressespiegel

Pressemitteilung von Aktion Agrar und der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft

Online/ Print im Vorfeld der Aktion:

Kreiszeitung Wesermarsch (27.05.2024) – Demonstration und Bootsaktion am Sojahafen Brake

Buten und Binnen (01.06.2024) – Protest gegen Weservertiefung – Landwirte protestieren in Brake

Nordwest Zeitung (28.05.2024; nur print) Am Samstag Demo gegen Sojaimporte in Brake

Kreiszeitung Wesermarsch (29.05.2024; nur print) Demonstration und Bootsaktion am Sojahafen

Online/ Print ab der Aktion:

Nordwest Zeitung (01.06.2024) Protest gegen Sojaimport und Weservertiefung am Braker Hafen

Top Agrar (03.06.2024) – Umweltaktivisten und Landwirte protestieren gegen Weservertiefung und Sojaimport

Kreiszeitung Wesermarsch (03.06.2024): Die Landwirte machen in Brake ihrem Ärger über die Agrarpolitik Luft

Kreiszeitung Wesermarsch (03.06.2024; nur print): Landwirte gegen Soja-Import