Pressemeldung |
Wer profitiert vom Sojaimport? Studie zeigt: Der Handel gewinnt, die Höfe verlieren Am heutigen Montag stellte der Verein Aktion Agrar eine Studie vor, die das niederländische Forschungsinstitut Profundo in ihrem Auftrag erstellt hat. Außerdem kündigte der Verein eine Protestaktion am Sojahafen Brake an der Unterweser an. Das Ergebnis der Studie: Führende deutsche Fleischkonzerne und Lebensmittel-Einzelhandelsunternehmen erwirtschafteten insgesamt 276,3 Mio. € Bruttogewinn mit (eingebettetem) brasilianischen Soja. Teilweise erzielen sie beachtliche Gewinnmargen – allen voran die Einzeländler Lidl, Rewe und Edeka gefolgt von Tönnies und der PHW-Gruppe. Tierhaltende Betriebe hingegen zahlen drauf. Dazu Lucia Müller von Aktion Agrar: „Unsere Studie belegt, was wir zuvor vermuteten: Für die Höfe bringt der globale Sojamarkt unterm Strich Verluste. Das ist umso bitterer, als dass mit dem Sojaimport aus Südamerika bis heute massive Menschenrechtsverletzungen einhergehen und die riesigen Sojaplantagen wertvolle Wälder und Savannen zerstören – fatal für Lebewesen und den Klimaschutz.“ Die führenden Sojaproduzenten Brasilien und die USA sind auch die Hauptlieferanten von Soja für den deutschen Markt. Im Jahr 2022 importierte Deutschland ein Nettovolumen von 5,9 Millionen Tonnen Sojabohnen, Sojaschrot und geringe Mengen an Sojabohnenöl.In der gesamten Versorgungskette verdienen die nachgelagerten Unternehmen am meisten am brasilianischen Soja. Die nachgelagerten Akteure (Hersteller tierischer Erzeugnisse, Lebensmitteleinzelhandel) erzielen 75,5 % der Bruttogewinne in der Kette. Müller: „In diesem Zusammenhang ist es nicht überraschend, dass die fünf führenden Lebensmitteleinzelhändler, die zusammen einen Marktanteil von etwa 76 % haben, die größten Profiteure von brasilianischem Soja in der deutschen Lieferkette sind. Diese Gewinne entstehen auch, weil es den mächtigen Einkäufern gelingt, die Preise für die Höfe massiv zu drücken.“Die Tierhalter in Deutschland haben das Nachsehen. Die EU-Tierhalter haben eine Bruttomarge von 13,3 %, während die deutschen Landwirte nur 3,3 % erzielen. Wenn man dann die realen Betriebskosten abzieht, schreiben die Tierhalter rote Zahlen,während EU-Tierhalter im Durchschnitt noch einen Vorteil von 3,6 % erzielen. „Vor diesem Hintergrund scheint es verwunderlich, dass es überhaupt noch Tiere in den Ställen gibt“, sagte Jutta Sundermann von Aktion Agrar. Es seien unter anderem die europäischen Subventionen, die den Betrieben das Überleben sicherten. „Für uns ist diese Erkenntnis ein weiteres dringendes Argument dafür, sich vom globalen Fleisch- und Tierfuttermarkt abzuwenden und für Klima, Artenvielfalt und die Zukunft der Höfe nach anderen Wegen zu suchen. Auch das systematische Preisdrücken muss aufhören“. Aktion Agrar fordert einen besseren Schutz der Höfe durch klare Regeln gegen Machtmissbrauch des Handels. Auch warnt der Verein davor, mit weiteren Freihandelsabkommen die Ungleichgewichte zu verschärfen und den Sojaimport zu steigern. Statt dessen müssten Alternativen weiterentwickelt und die Menge der konsumierten tierischen Produkte weiter abgesenkt werden. Aktion Agrar kündigte aufgrund der Studienergebnisse an, am Samstag, den 1. Juni am Sojahafen Brake zu demonstrieren. Zusammen mit der jungen Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft sowie Aktiven der BUNDjugend in Niedersachsen und Menschen des Bündnisses gegen die Weservertiefung weist der Verein, an dem auf Schüttgut spezialisierten Hafen an der Unterweser, auf die vielfältigen Konflikte um Sojaimporte hin. Geplant sind eine Demonstration und eine Aktion mit zahlreichen Booten auf der Unterweser. |
Pressespiegel
Klimareporter (29.05.2024): Sojalieferkette: „Bauern haben jeden Grund zu protestieren“